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Er stand selbstbewusst da
Elf Jahre durfte er stehen – jetzt frisst der Baggerzahn am Holzbau Schicht um Schicht weg. Der VBSG-Pavillon auf dem St.Galler Bahnhofplatz war mehr als ein Provisorium.

Er muss weg, weil er – ebenso wie die Bäume – den Maschinen und Mulden für die Umgestaltung des Bahnhofplatzes im Weg steht. Doch dieser Pavillon, entworfen vom St.Galler Architekten Peter Lüchinger, war kein gewöhnliches Provisorium. «Er steht selbstbewusst da und lässt doch den Platz offen. Er präsentiert sich trotz seiner einfachen Holzkonstruktion als feiner edler Baukörper. Die auf jeder Fassade unterschiedliche Farbgebung verleiht im Frische.» Dies schrieb die Jury, als sie den Pavillon im Rahmen von «Gutes Bauen in der Ostschweiz 2001-2005» auszeichnete. Da passt bestens, dass drinnen an der Wand noch für Gräfin Mariza im Stadttheater geworben wird: «denn meine Leidenschaft brennt heisser noch…».
Bleibt zu hoffen, dass die Leidenschaft für gute Architektur in St.Gallen nicht erlischt und der neue Bahnhofplatz mit den neuen Busdächern und Wartehallen dereinst auch ausgezeichnet wird.
Ein klassischer Abriss, wie ihn nur St.Gallen kennt. Keine Schraube wiederverwertet, kein Bauteil ausgebaut vorher.
Nichts, das sich vom prämierten 10-Jahres-Provisorium in das nur noch 2-Jahres-Provisorium hätte umpflanzen lassen, weder Schalteranlage noch Schrankanlagen…
Die Planer am Bahnhofplatz haben den Pavillon zwei komplette Monate leerstehen lassen und in dieser Zeit keine einzige ökologische Idee aufkommen lassen. St.Gallen – simmer wider gliich wiit. Schon die Tribüne des Espenmoos wurde mit dem Bagger „rückgebaut“, inklusive Neonröhren, kein einziges Gerüst-Rohr wurde weiterverwendet.
Hansueli Stettler