keine Kommentare
Das Ausserrhoder KB-Trauma
«Härte, Herz und Humor» heisst die Biographie von Alt-Bundesrat Hans-Rudolf Merz, verfasst von Philippe Reichen. Am Samstag lädt der Appenzeller Verlag zur Buchvernissage, gleichzeitig erscheint auch das «Saiten»-Heft Oktober mit achtseitigem Bücherherbst-Special – darunter eine ausführliche Besprechung des Merz-Buchs. Kaspar Surber kritisiert unter anderem, dass darin eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Finanzpolitik von Merz und […]

«Härte, Herz und Humor» heisst die Biographie von Alt-Bundesrat Hans-Rudolf Merz, verfasst von Philippe Reichen. Am Samstag lädt der Appenzeller Verlag zur Buchvernissage, gleichzeitig erscheint auch das «Saiten»-Heft Oktober mit achtseitigem Bücherherbst-Special – darunter eine ausführliche Besprechung des Merz-Buchs. Kaspar Surber kritisiert unter anderem, dass darin eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Finanzpolitik von Merz und dessen «simpler Gleichsetzung von Privat- und Staatshaushalt» fehle. Und weiter:
«Entscheidende Fragen werden nicht gestellt. Dass sie im Rahmen der Autorisierung gestrichen wurden, dazu finden sich keine Hinweise. Speziell über die Geschäftstätigkeit von Merz für den Eternit-Konzern von Stephan Schmidheiny ist wenig zu erfahren. Ein Mann reist um die Welt, so könnten jene Jahre übertitelt sein, insgesamt 1,3 Millionen Kilometer, Merz hat Buch geführt. Zu dieser Welt gehörten Ende der 1970er-Jahre auch der Apartheidstaat Südafrika oder Chile unter Diktator Pinochet, das erste Experimentierfeld des Neoliberalismus. Es hätte hier bestimmt ein Stück opportunistischer Schweizer Wirtschaftsgeschichte zu erzählen gegeben.»
Die Biographie liefere also kaum Neues. «Doch dann», so der Rezensent, «fällt etwas heraus, das die Ausserrhoderinnen und Ausserrhoder hellhörig machen sollte.» Dieses Etwas
ist der Verkauf der Ausserrhoder Kantonalbank (im Bild ihr früherer Haupsitz in Herisau, heute UBS); ein Verkauf, der bis heute neben der Abschaffung der Landsgemeinde und dem Verlust der Eigenständigkeit der Appenzeller Zeitung als ein Stück kollektiver kantonaler Traumatisierung gilt. «Der spannendste Teil der Biographie betrifft die Ständeratswahl von Merz: Er hat die Kantonalbank an die spätere UBS verkauft, gilt als Retter des Kantons. Seinem Gegenspieler, Regierungsrat Hans Höhener, obwohl Bildungsdirektor, wird eine Mitverantwortung zugeschoben. Im Buch wird klar, dass es sich dabei um eine orchestrierte Kampagne des rechtsbürgerlichen Ausserrhoder und St.Galler Freisinns handelte.»
Die vollständige Besprechung (und weitere Bücher, darunter eine andere Ostschweizer Biographie, die tragische Geschichte der Rheintaler Nachstickerin Anna Maria Boxler) finden Sie im neuen «Saiten»-Heft, demnächst für Mitglieder zuhause im Briefkasten und an allen Verteilstellen in der Ostschweiz.
«Härte, Herz und Humor»: Buchpräsentation: 29.9. 19.30 Uhr, Alte Stuhlfabrik Herisau