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Dem kleinsten Skilift der Welt den Geldhahn abgedreht
SVP und FDP haben im Kantonsrat dem St.Galler Kunstprojekt für das kleinste Skigebiet der Welt einen Zustupf aus dem Lotteriefonds verweigert. Jetzt fehlt rund ein Viertel der Finanzierung. von René Hornung und David Gadze

Alle reden davon, «Blick», NZZ, SRF und «Tagblatt» haben schon über den «Grauen Himmel» berichtet: über den kleinsten Skilift der Welt mit einer nur zwanzig Meter langen, aber steilen und darum schwarzen Piste an der St.Galler Schneebergstrasse 50 – nomen est omen. Er soll vom 1. Februar bis 29. März jeweils freitags, samstags und sonntags laufen. Dazu gibts einen Hüttenbetrieb.
Anita Zimmermann, die Künstlerin hinter dem «Geilen Block», plant zusammen mit einer Gruppe von Kolleg:innen eine weitere Zwischennutzung in einem dem Abbruch geweihten Haus. Das Projekt ist weitgehend vorbereitet, ein im nahem Heiden ausrangierter Bügel-Skilift gefunden. Am kommenden Samstag findet zwischen 18 und 20 Uhr auf dem Pic-o-Pello-Platz die Einschreibe-Aktion für Helfer:innen statt, während das Skiliftprojekt an die gegenüberliegende Hauswand projiziert wird. Gesucht werden Köch:innen, Schneeschaufler:innen, Verbündete, Skilehrer:innen, Anbügler:innen, aber auch Psychiater:innen und Türsteher:innen – und natürlich Skifahrer:innen!
Dass ein solches Projekt, das vielen ein Lächeln auf die Lippen zaubert und ein grosses Medienecho auslöst, dennoch nicht allen gefällt, ist klar. Eine Einsprache aus der Nachbarschaft konnte aber inzwischen bereinigt werden, die Baubewilligung ist in Sicht.
Doch nun wackelt wegen der kulturfeindlichen SVP-Fraktion des St.Galler Kantonsparlaments die finanzielle Basis. Die Intiant:innen rechnen mit Gesamtkosten von 187’000 Franken. 9’000 davon sollen als Einnahmen aus dem Liftbetrieb, der Bar und aus Fronarbeit zusammenkommen, 37’000 Franken sollen Sponsoren und Private beitragen und 83’000 Franken waren von der öffentlichen Hand erwartet worden, davon 45’000 Franken aus dem Lotteriefonds. Und genau diese 45’000 Franken schoss die SVP-Fraktion mit Unterstützung der FDP am Dienstagnachmittag ab.
Mit folgender Argumentation: «Ziel des Projekts soll der Klimaschutz sein und damit neue Gesetze, Bürokratie, Abgaben und Verbote.» Und weiter: «Linksgrüne Aktivisten schiessen schweizweit gegen Skigebiete und Tourismus und wollen diese nun ins Lächerliche ziehen.»
SP und GLP versuchten dagegen zu halten, wiesen auf die bereits jetzt schon grosse Aufmerksamkeit und PR-Wirkung hin und auch Regierungsrätin Laura Bucher versuchte den Beitrag zu retten, denn das Projekt löse genau das aus, was Kultur wolle: Viele Diskussionen. Doch SP, Grüne, GLP und Mitte sind im Kantonsparlament auch dann in der Minderheit, wenn sie gemeinsame Sache machen: mit 63 zu 50 Stimmen bei 2 Enthaltungen kippten SVP und FDP den Beitrag aus dem Lotteriefonds.
Die SVP-Fraktion wollte am Dienstagnachmittag auch den Beitrag an das Resonanzzentrum Peter Roth in Wildhaus, dem Empfangshaus zum Klanghaus, den Geldhahn abdrehen. Dort bewilligte die Mehrheit allerdings die dafür vorgesehenen 150’000 Franken.
Der kleinste Skilift der Welt: Einschreibeaktion für Helfer:innen, 7. Dezember, 18–20 Uhr, Pic-o-Pello-Platz St.Gallen
Für den kleinsten Skilift der Welt braucht es nun umso mehr Spenden und noch mehr freiwilligen Einsatz: Der kommende Samstagabend wird der SVP beweisen, dass ihre kulturfeindliche Haltung in der Stadt St.Gallen keinen Stich hat.
Städtische SP zieht spontanen Antrag gleich wieder zurück
Auch an der Budgetsitzung des St.Galler Stadtparlaments am Dienstagabend war der kleinste Skilift der Welt ein Thema: Peter Olibet (SP) stellte den Antrag, den Subventionstopf für die Förderung des aktuellen Kulturschaffens von 631’000 Franken um ebendiese 45’000 Franken zu erhöhen, verbunden mit der Bitte an den Stadtrat, dieses Geld dem «Grauen Himmel» zukommen zu lassen.
«Wir wollen immer bei etwas Grossem dabei sein, und wenn wir es sein könnten, dann steht sich die Politik im weg», sagte Olibet. Das ist sehr bedauerlich. Das Stadtparlament müsse für den Schaden, den der Kantonsrat angerichtet habe, in die Bresche springen, damit dieses Projekt realisiert werden könne.
Er finde das «zynisch», sagte Patrik Angehrn, Präsident der Mitte/EVP-Fraktion. Am Anfang der Debatte hätten alle sechs Fraktionen ihre Enttäuschung über das tiefrote Budget und das Minus von über 200 Millionen Franken in der Betriebsrechnung in den nächsten vier Jahren zum Ausdruck gebracht. «Und jetzt kommt ein solcher Antrag. Dafür haben wir jetzt wirklich kein Geld.»
Stadtpräsidentin und «Kulturministerin» Maria Pappa bat das Parlament ebenfalls darum, den Beitrag nicht zu sprechen. Im Hinblick auf die Schlussabstimmung über die Erhöhung des Ausgleichs der städtischen Zentrumslasten am Mittwoch wäre es kein gutes Zeichen an den Kantonsrat, wenn die Stadt das übernehmen würde. «Das wäre ein Machtspielchen.» Vielmehr müsse jetzt geprüft werden, ob der Beitrag von 45’000 Franken über andere Institutionen kompensiert werden könne. Diese müssten zuerst einspringen, nicht die Stadt.
Nach Rücksprache mit seiner Fraktion zog Olibet den Antrag schliesslich zurück.
Sankt Gallen verkriecht sich wieder x in die tiefste Provinz und wird einmal mehr zur Lachnummer der CH. Und das will eine Stadt sein mit Zukunft? So und verliert Sankt Gallen immer mehr kreative Köpfe nach Zürich, Basel u.s.w., gratuliere!
Um das Ganze noch mehr ad absurdum zu führen, fragt doch mal bei den grossen Wintersportsponsoren nach. Ich denke so an Emmi, Audi, Redbull, Sunrise 😀
Zeitgleich dann aber bitte hier noch unterschreiben:
https://finanzplatz-initiative.ch/
Brot und Spiele anybody?!?