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Die Alternative Fussballliga hat sich etabliert
Die Alternative Fussballliga St.Gallen geht in ihre siebte Saison. Was als Bieridee begann, hat sich als Liga mit rund 20 Teams aus St.Gallen und Umgebung etabliert – und auch nach einigen heissen Spielen behält die Liga ihren Modus ohne Schiedsrichter bei.

Bald wird wieder gepflügt auf den alternativen Plätzen.
Die Alternative Fussballliga St.Gallen (AFLSG) ist ein Trendsetter, was die Gestaltung eines attraktiven sportlichen Wettkampfes angeht: So wurde auf die vergangene Saison 2018 die Barrage eingeführt – ein Jahr, bevor sich der Schweizerische Fussballverband dazu durchringen konnte, dies für die Super League wieder zu tun. «Die Idee dahinter war, den Saisonabschluss spannend zu gestalten», sagt Roman Rutz, Gründungsmitglied und Funktionär der AFLSG. Diese ist in vier Gruppen namens Brodwurscht-Liga, St.Güllen-Cup, UI-Cup und Senf-League gegliedert. So standen letzten Herbst gleich drei Barragespiele an. Ein Saisonausklang nach Mass also.
Während derzeit einmal mehr Schneeregen ins Tal der Demut – die Keimzelle der AFLSG – fällt, steht der inoffizielle Startschuss für die Saison 2019 bevor: Am 23. März findet in der Schulanlage Schönenwegen im St.Galler Westen das 2. Hallenfussballturnier der internationalen Aktionswoche gegen Rassismus statt. Mit dabei sind Teams wie der FC Somalia, FC Eggersriet oder Metallurg United, die seit Jahren zu den etablierten Akteuren der AFLSG zählen. Das Antirassismus-Turnier kann also als erstes Abtasten in Hinblick auf die neue Saison gesehen werden. Diese startet, sobald die regionalen Aussenplätze bespielbar sind.
Liga hat Strahlkraft bis in den Mittelthurgau
«Bis jetzt sind 23 Teams angemeldet, was dem Durchschnitt der letzten Jahre entspricht», sagt Liga-Funktionär Rutz. Die Liga – einst als Bieridee gegründet – habe sich gut etabliert. «Es fällt immer wieder mal eine Mannschaft mit Ü30-Spielern weg, es stossen aber erfreulicherweise immer genug Junge nach.» Die meisten Teams kommen aus der Stadt St.Gallen, die Agglo ist aber mit Rorschacherberg, Goldach, Mörschwil, Eggersriet und Abtwil ebenfalls gut vertreten. «Wir hatten auch schon eine Anfrage eines Teams aus Weinfelden, mussten aber aus logistischen Gründen absagen», sagt Rutz. Dies erklärt sich aus dem AFLSG-Modus: Alle Teams innerhalb einer Gruppe tragen ein Heim- und ein Auswärtsspiel gegeneinander aus. Was bedeutet hätte, dass man für Auswärtsmatches ins verkehrsmässig recht ungünstig gelegene Weinfelden hätte fahren müssen.
Was die Liga auszeichnet, ist ihre relative Ungezwungenheit im Vergleich zum Clubfussball: Die Captains der Teams machen die Spieldaten bilateral aus. Laut ungeschriebenem Kodex stellt das Heimteam nach dem Spiel mindestens ein paar Biere zur Verfügung, oft steht sogar ein Kugelgrill mit Würsten an der Seitenlinie bereit. Und hat ein Team einmal zu wenig Spieler, können problemlos Externe die Mannschaft auffüllen. Die auffälligste Besonderheit ist sicher, dass auch in der siebten Saison ohne Schieds- und Linienrichter gespielt wird; anders als in den Alternativen Ligen in Zürich oder Bern.
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«Es gibt einen Konsens unter den Teams, es ohne Schiedsrichter zu schaffen», sagt Rutz. Der Grund dafür sei, dass sich der administrative Aufwand erhöhen würde, weil jeweils ein neutrales Team einen Schiri stellen müsste. «Bei einigen als ‹heiss› geltenden Partien wurde letzte Saison vorab ein Schiri gestellt. Grundsätzlich ist der Umgang der Teams miteinander aber sehr fair. Wir setzen auf Selbstregulierung», sagt Rutz. Er spricht zudem von einer «erfreulichen Vielfalt» in der Zusammensetzung der Liga. So laufen Teams aus allen Stadtvierteln und auch migrantisch geprägte Mannschaften wie etwa jene des FC Solihaus auf. Nur Frauen seien seines Wissens derzeit keine dabei, «obwohl wir das begrüssen würden».
Die AFLSG ist europäisch
Ein Highlight in der jungen Geschichte der AFLSG war die Organisation der Alternativen Fussballeuropameisterschaft (AEM) 2017 im altehrwürdigen Espenmoos. Delegationen der AFLSG machten weitere internationale Ausflüge im Namen des Sports: Glanzvolle Teilnahmen wurden etwa an den AEM in Galway oder Berlin verzeichnet. Und dieses Jahr soll erneut ein zusammengewürfeltes Team an das «Internationale Voetbal Happening» ins deutsch-holländische Grenzdorf Millen reisen. Dort können die St.Galler unter anderem gegen Veteranen aus Holland, Deutschland und England spielen. Daneben träumt Rutz von einem Turnier, an dem sich die Alternativen Ligen der Schweiz messen könnten. «Mal schauen, ob sich das demnächst ergibt», so der umtriebige Ligafunktionär.