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Die freie Kulturszene eröffnet das virtuelle Haus
«DAS HAUS» – in Grossbuchstaben – lädt zur virtuellen Eröffnung an die ebenso virtuelle Adresse Kulturplatz 1a in St.Gallen ein. Die freie Kulturszene präsentiert ein fiktives Programm bis Ende Jahr und unterstreicht einmal mehr, wie nötig ein Spiel- und Probenort für sie ist.

(Bilder: rh)
Seit rund 30 Jahren steht die Forderung nach einer Spielstätte für die freiberuflichen Kulturschaffenden in St.Gallen im Raum. Immer wieder zerschlägt sich die Hoffnung ins eine oder andere Gebäude einziehen zu können: Reithalle, Tonhalle, Mummenschanz-Haus, Lokremise, Zeughaus und zuletzt das Theaterprovisorium «Umbau!» waren im Laufe der Jahrzehnte im Gespräch.
Dass es ein «professionell geführtes Haus für die Freien» braucht ist zwar Konsens und steht auch seit 2020 im Kulturkonzept der Stadt St.Gallen. Aber konkret ist bis heute nichts. Das sei für die Tanzszene ein schweres Manko, betonten Helen Prates de Matos von t. Ostschweiz und Paty Flores, von der IG Tanz Ostschweiz am Mittwoch an einer Medieninformation neben der Kultursäule auf dem St.Galler Kornhausplatz. Studios für Proben zu mieten sei teuer – Aufführungsorte seien von Freischaffenden erst recht nicht zu finanzieren. Und die Szene brauche Orte, wo man sich treffen kann und wo Ideen weiterentwickelt werden. Alle grösseren Städte haben ein solches Haus für die freie Kulturszene, betonten sie.

V.l.n.r.: Helen Prates de Matos (t. Ostschweiz), Paty Flores (IG Tanz Ostschweiz), Peter Surber (igKultur Ost) und Roger Berhalter (IG Tanz Ostschweiz).
Roger Berhalter, von der IG Tanz Ostschweiz, erinnerte an die politischen Vorstösse zu dieser alten Forderung und an die verschiedenen Aktionen in der Öffentlichkeit. Zuletzt wurde der «Kulturappell» von mehr als 600 Personen unterschrieben.
Die engagierten Organisationen gehen mit der Öffentlichkeitsarbeit nun einen Schritt weiter: Mit der fiktiven Eröffnung von «DAS HAUS» am ebenso fiktiven Kulturplatz 1a. Real dagegen ist die Internetseite von «DAS HAUS» (dashaus.sg) auf der ein Kulturprogramm aufgeschaltet ist, wie es bis Ende Jahr tatsächlich stattfinden könnte. Man habe zahlreiche Theater-, Tanz- und Musikschaffende angefragt, was sie im «HAUS» vorstellen würden. Daraus ist ein dichtes Programm entstanden, das auch Literatur umfasst und alle Generationen ansprechen will. Das Programm zeigt aber auch, was die künftige Spielstätte an Räumen alles bieten sollte: Zwei Säle, einen Proberaum, ein Foyer, eine Werkstatt und einen Fundus. «DAS HAUS» soll also grösser werden als beispielsweise die Kellerbühne oder die Grabenhalle, die beide heute nur kleineren Produktionen Platz bieten können.
Peter Surber von der IG Kultur Ost fand es richtig, dass das Programm und die Adresse provozieren. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass aus einem fiktiven, später ein realer Ort wird. Er erinnerte daran, wie der im Mai verstorbene Künstler Hans Ruedi Fricker in den 1980er-Jahren eine Plakataktion für eine fiktive Kunsthalle St.Gallen lancierte – für einen Ausstellungsort, der im Lagerhaus längst eine feste Bleibe hat.
mit Spieplan bis Ende Jahr und der Möglichkeit das Projekt auch finanziell zu unterstützen.