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Die Welt in einem Sandkorn sehen
Das Atelier im Sandkasten hat gestern seine neuen Räume im Feldli eingeweiht. Ein Rundgang zeigt: Von der Nähmaschine bis zum Lasercutter gibt’s nichts, was es nicht gibt. Und sogar Darth Vader war dabei. von Luca Ghiselli

«Start», steht in Grossbuchstaben auf einer Leinwand beim Eingang zum neuen Atelier im Sandkasten gemalt. Daneben steht Maya Bärlocher, seit zehn Jahren selbständige Künstlerin in St.Gallen und seit Januar Mitglied beim Atelier im Sandkasten. «Probiert es aus», fordert sie die Neugierigen auf, die um die Staffelei herumstehen. Die leere Leinwand als Metapher für das Atelier: Ein weisses Blatt Papier, auf dem jeder seine Striche malen darf. Für Maya Bärlocher ist das Atelier eine Gelegenheit, den Austausch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern zu fördern und sich zu vernetzen. «Dank dem Atelier komme ich aus den eigenen vier Wänden heraus und finde mich in neuen Strukturen zurecht», sagt sie.
Darth Vader aus der Fräse
Die Gründe für eine Mitgliedschaft sind so verscheiden wie die Geschichten, die hinter den Künstlerinnen und Künstler stecken. Dominik Angehrn ist im Atelier dabei, seit es im November 2014 von Goldach nach St.Gallen umzog. Er bedient gerade eine CNC-Fräse, die sich an einem weissen Plastik-Würfel zu schaffen macht. Die Späne verteilen sich auf der Werkbank. Ob das immer so aussieht? Hier könne er eben die «Sauerei» veranstalten, für die er zu Hause keinen Platz habe, schmunzelt er. Der weisse Würfel soll, wenn die Fräse ihre Arbeit getan hat, zu Darth Vader werden. Wie lange das dauert? «Keine Ahnung, ist das erste Mal, das ich Darth Vader ausfräse», lacht Angehrn.
Für 50 Franken pro Jahr teilhaben
Wer am Ostersamstagnachmittag den Weg durchs verregnete St.Gallen in die alte Fabrikhalle beim Friedhof Feldli fand, bekam die ganze Bandbreite des Ateliers im Sandkasten zu Gesicht. Sich kreativ auf einer Leinwand austoben, hippe Muster auf einen Jutebeutel drucken oder mit einem Lasercutter «Minecraft» auf ein Brett schreiben: Hier gibts wenig, was es nicht gibt und es zieht alle an – vom 7- bis zum 70-Jährigen. Kulturelle Teilnahme versus Teilhabe: Was am Montag in der Lokremise für Gesprächsstoff sorgte, scheint hier selbstverständlich zu sein. Das Atelier bietet den Zugang, um eben nicht nur teilzunehmen, sondern auch teilzuhaben. Ein einfaches Bottom-Up-Konzept ermöglicht, dass eine Art Offspace entstanden ist, der für 50 Franken pro Jahr allen eine Möglichkeit zum Arbeiten bietet – endlich auch den niederschwelligen kulturellen Austausch in St. Gallen begünstigt.
Am Abend rückte dann die Musik in den Vordergrund. Die Ateliers wurden von schwarzen Vorhängen verdeckt, auf die Bühne traten BandX-Ost-Sieger Elio Ricca, das Pirmin Baumgartner Orchester und Wassily.
Das Atelier im Sandkasten sucht Neumitglieder.
Weitere Infos: im-sandkasten.ch
Bilder: Oliver Kerrison