, 28. Oktober 2015
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«Du bist schuld, wenn wir heute verlieren»

In Eritrea werden Fussballspieler von den Mächtigen für eine Niederlage verantwortlich gemacht. Kein Wunder weigern sich die Profis der Nationalliga regelmässig, zurück in ihr Land zu reisen.

Zehn Fussball-Nationalspieler aus dem ostafrikanischen Eritrea haben politisches Asyl in Botswana beantragt. Die Spieler verweigerten einen Tag nach demWM-Qualifikationsspiel in Francistown die Heimreise. Das bestätigte eine Nichtregierungsorganisation aus Eritrea gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

«Etwa zehn Spieler sind am Mittwoch nicht in das Flugzeug gestiegen, weil sie politisches Asyl beantragen wollen. Sie werden nun von den Behörden angehört», erklärte der Rechtsanwalt Dick Bayford, der die Eritreische Bewegung für Demokratie und Menschenrechte vertritt.

360’000 Menschen sind im vergangenen Jahr aus dem Land geflohen – bei einer Bevölkerung von gerade einmal sechs Millionen. Bereits früher hat es Fälle gegeben, in denen Fussballspieler aus Eritrea ihre Heimreise verweigerten: 2009 in Kenia, 2011 in Tansania oder 2012 in Uganda.

Eritrea, Nummer 202 der FIFA-Weltrangliste, hat am Dienstag in Botswana 1:3 verloren und ist damit, nach einem 0:2 im Hinspiel, aus der WM-Qualifikation ausgeschieden.

Ich glaube, es war im Jahr 2010, als ich mir in meiner Heimatstadt Dekemhare zuletzt ein Fussballspiel der Eritreischen Liga angesehen habe. Ich weiss nicht mehr genau, gegen wen Dekemhare damals gespielt hat, aber es war interessant. Während dem Spiel kassierte Dekemhares Captain eine rote Karte und ich konnte sehen, wie er aggressiv und hässig vom Feld stapfte.

Auch der Stadtpräsident von Dekemhare war im Stadion. Er ging zum immer noch aufgebrachten Captain und sagte: «Du bist schuld, wenn wir heute verlieren.» – «Geh mir aus dem Weg, Mann», antwortete dieser ziemlich sauer. Als das Spiel zu Ende war, kamen Polizisten und nahmen den Fussballer fest. Weil er unhöflich war zum Stadtpräsidenten.

Krass, dass man nicht einmal während dem Spiel in Ruhe gelassen wird und jeder, der nur ein bisschen Macht hat, diese ausnutzt, um zu machen, was er will. Kein Wunder weigern sich die Profis der Nationalliga immer mal wieder, zurück nach Eritrea zu reisen.

 

Yonas Gebrehiwet, 1996, ist mit 15 Jahren aus Eritrea in die Schweiz gekommen. Er wohnt in Rheineck und macht derzeit eine Ausbildung zum Textiltechnologen.

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