, 10. Mai 2014
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Ein Hasenzwerg namens Glasenberg

Freitagabend. Die Verschnaufpause zwischen Wochenschluss und Wochenanfang hat eben begonnen. Bahnhofplatz St. Gallen: Mehrere Dutzend Frauen und Männer protestieren gegen das «Little WEF» an der HSG. Nach den Reden: Ausklang im Rümpeltum.

 

Oben auf dem Rosenberg leiert die «Internationale Dialogplattform» der grossen Tiere aus Wirtschaft und Politik langsam aus. Und unten im Tal, auf dem Olma-Areal, steht die «Animalia», die Messe der kleinen Tiere aus Haus und Hof, vor der Eröffnung. Derweilen fidelt und tanzt im Bauch der Innenstadt das Festival der Strassenmusik.

Zurück auf den St. Galler Bahnhofplatz. Warum hat sich das kleine Grüppchen bei der kühlen Witterung, unter dem grauen St. Galler Himmel zur Protestversammlung eingefunden, aufgeboten von Wendepunkt Unia, Jungen Grünen St. Gallen und Juso St. Gallen?

Ein Flyer gibt Auskunft: Am diesjährigen Symposium ist Ivan Glasenberg, CEO von Glencore Xstrata zu Gast. Halleluja! Glencore Xstrata ist das weltweit grösste Handelsunternehmen von Rohstoffen. Allein seine Öltanker-Flotte umfasst mehr Schiffe als die britische Kriegsmarine. Die von Glencore Xstrata verursachten Umweltschäden sind enorm. In Argentinien und Kolumbien laufen mehrere Gerichtsverhandlungen gegen den Konzern, wegen Umweltverschmutzung und sonstigen Gesetzesverstössen. Zudem kommt es regelmässig zu Zwangsumsiedlungen der einheimischen Bevölkerung.

Weiter kooperieren der Konzern oder dessen Tochterfirmen zunehmend mit paramilitärischen Gruppierungen oder gar der staatlichen Polizei, um die Minen «zu schützen». Damit wird beispielsweise in Peru die einheimische  Bevölkerung gegeneinander ausgespielt, bezahlte Polizisten unterdrücken gewaltsam den legitimen Widerstand der Lokalbevölkerung gegen Minenprojekte. Die Verantwortung und Schuld für die Missachtung von Menschenrechten und Umweltverschmutzung weist der Konzern regelmässig und systematisch von sich.

«Das ist doch ein Grund zum Feiern. Das Symposium ist zwar nicht öffentlich und abgeschirmt von allerlei Poizei und privaten Sicherheitsleuten. Aber trotzdem herzlich willkommen in der fabelhaften Welt der HSG», sagt ein Redner neben einem Che-Guevara-Transparent, auf dem ein Ausspruch der Guerilla-Ikone zitiert ist: «Organisiert kämpfen!»

Zurück zur 68er-Bewegung? Warum nicht? Das «St. Gallen Symposium» ist schliesslich 1970 als  Gegenbewegung zur damaligen Jugend des Aufbruchs gegründet worden. Heute sind die studentischen Teilnehmer dieses karrierefördernden Events die Manager von morgen und bezeichnen sich darum gerne in Anlehnung an das WEF als «die Jungen von Davos».

Hans Fässler, heute ein altersmilder 68er, hat sein eigenes kleines Plakat gebastelt und streckt es während der ganzen Protestversammlung gen Himmel. Darauf steht (entsprechend bebildert): «Liebe Hasen! Guter Zwerg! Böser Ivan Glasenberg!» Dadaistisch – oder die passende Rap-Zeile zur Musik, die aus dem Lautsprecher tönt?

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