, 29. März 2021
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Evolution

Unser Kolumnist Jan Rutishauser ist zwar nicht Ryan Gosling, hat aber noch Hoffnung. Weil auch seine trotz all ihrer vielen Mängel Sex hatten. Sein Beitrag aus dem Märzheft von Saiten.

Ich glaube an die Evolutionstheorie. Denn… was wäre die Alternative? Dass Gott mich so geschaffen hat, weil er/sie/es mich genau so schaffen wollte? Während Gott Ryan Gosling zu… Ryan Gosling gemacht hat?

Wenn das Absicht war… Warum?! Wie habe ich es geschafft, Gott wütend zu machen, ohne vorher überhaupt existiert zu haben?

Wäre ich Ryan Gosling, müsste ich nur in den Spiegel schauen und ich wüsste: «Gott hat einen Plan und sein Plan ist gut.»

Da ich aber nicht Ryan Gosling bin, schaue ich in den Spiegel und sehe kein «Intelligent Design». Ich sehe Survival of the Fittest.

Gut. Survival of the Fittest in einem der reichsten Länder der Welt und zum Zeitpunkt der fortschrittlichsten Medizin der Weltgeschichte, ABER Survival of the Fittest.

Jan Rutishauser, 1987, ist Kabarettist, Kolumnist und Koach für Rechtschreibung und Comedy Writing. (Illustration: Lukas Schneeberger)

«Intelligent Design» überzeugt mich auch deswegen nicht, weil die Menschen, die das vertreten, meistens das beste Beispiel dagegen sind. (Obwohl ich es durchaus spannend finde, dass es Leute gibt, die nicht an die Evolutionstheorie glauben, nur weil es bei ihnen in der Praxis nicht geklappt hat.)

Mir gefällt auch die Vorstellung besser, dass ich Asthma, Skoliose, Haarausfall und Heuschnupfen deswegen habe, weil meine Vorfahren trotz all ihrer vielen Mängel Sex hatten. Das gibt mir persönlich Hoffnung. (Nebenbei: Weil ich an die Evolution glaube, werde ich Kinder höchstens adoptieren. Schliesslich sollen sie es mal besser haben als ich.)

Und die Idee, dass wir uns mit genügend Zeit und bei ausreichender Notwendigkeit in alle Richtungen hin entwickeln könnten, ist doch fantastisch! Zum Beispiel, dass wir irgendwann Taschen haben. Also direkt in unsere Körper eingebaut. Wir haben doch schon einen Brustkorb, warum also nicht eine wortwörtliche Bauchtasche?

Was wir alleine beim Gemüseeinkaufen an Plastiksäckchen sparen könnten! Sackgesicht bekäme eine ganz neue Bedeutung. Taschendiebstahl würde auch abnehmen, da man für sexuelle Belästigung länger in den Knast kommt. Und das beliebteste Piercing wäre plötzlich der Reissverschluss.

Doch wenn es wirklich ein «Intelligent Design» gibt, werden wir sicherlich nie Taschen haben. Und das ist keine Zukunft, in der ich leben möchte. (Ich weiss, der Schluss war jetzt ein wenig komisch. Aber ich wollte einfach nicht der Einzige sein, der das je gedacht hat.)

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