, 28. Juni 2020
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FCSG vs. FC Thun 3:2 – Zu knapper Sieg

Der FC St.Gallen war auf Wiedergutmachung nach dem 0:4 gegen den FCZ aus. Das gelang ihm vor allem in der ersten Halbzeit ausgezeichnet. Doch in der zweiten Hälfte waren die St.Galler nicht mehr gleich stark, Thun kam auf und verkürzte kurz vor Schluss gar auf 2:3. Diesen Vorsprung rettet St.Gallen über die Zeit, verliert aber die Tabellenführung.

Illustration: Senf

FCSG – FC Thun 3:2

Abpfiff – So, geschafft. Die Thuner können nicht mehr ausgleichen, der FCSG holt drei Punkte und zieht mit YB gleich. Da der Meister aber inzwischen ein besseres Torverhältnis hat, bleibt St.Gallen auf Rang zwei. Nach zwischenzeitlicher 3:0-Führung liess man Thun nochmals herankommen. Es scheint, als sei Grün-Weiss in der Breite nicht so gut besetzt wie andere Teams. Am Mittwochabend spielt der FCSG in Neuenburg. In einer Woche kommt Sion in die Ostschweiz. Wir sind dabei. Hoffentlich bis dann.

Minute 92 – „Chasch du schnell?“, fragt R.S.?
„Was?“, frage ich entgeistert, hihi, zurück.
„Es het e Goal geh.“ behauptet R.S.
„Hää? Wer hets denn gschosse?“
„Kei Ahnig.“
Jedenfalls steht es jetzt 3:2 für St.Gallen.

Minute 89 – Viel passiert hier nicht mehr. Thun glaub nicht daran, aufholen zu können. Der FC St.Gallen scheint keine allzu grossen Ambitionen zu haben, noch zwei Treffer zu erzielen.

Minute 86 – Ich würde mit dem Absatz ein paar aufreizende, aber sichere Bälle spielen. Ich würde pöbeln und schubsen und wäre bei Rudelbildungen an vorderster Front. Ich würde einen Krampf vortäuschen und Castroman in Manndeckung nehmen. Ich würde mich fallen und in der Nachspielzeit wieder auswechseln lassen.

Minute 84 – Görtler trottet nur noch übers Feld. Können wir noch wechseln, R.S.?

Minute 83 – Itten mal wieder mit einer Chance. Faivre klärt zum Eckball.

Minute 80 – Das leise Stadion hat ja den Vorteil, dass wir hören, was die anderen Journalistinnen und Journalisten so von sich geben. Ab und zu verkaufen wir dann die „Expertise“ der Berufskollegen als die eigene. So skrupellos sind wir freilich. Dass wir nach wie vor meist inhaltsleeren Mist schreiben, spricht nicht für die werten Kolleginnen und Kollegen.

Minute 78 – Viel spielt sich gegenwärtig nicht ab. Die Thuner schnuppern halbherzig am 2:3 und St.Gallen weiss nicht so recht, ob es das Tempo erhöhen oder drosseln soll.

Minute 75 – Den Sieg verteidigen? Auf die Tabellenführung spekulieren und noch zwei Tore anstreben? Bei Zeidler kann es ja eigentlich nur Letzteres sein. Denn, wie die NZZ am Sonntag heute schrieb: „Zeidler hat eine Taktik fürs Leben. Offensive, immer.“

Minute 72 – Auch wenn R.S. das anders sieht, Fazliji darf weiterhin mittschutten. Raus mussten Gimöno und Quintilla für Nuhu und Letard.

Minute 70 – Hobby-Mathematiker R.S. lässt das Thema Eckball nicht los. Wieder darf Grün-Weiss einen Corner treten. R.S. schon fast genervt: „Da isch etz sicher scho de hundertst Eckball.“ Anschliessend kommt Nuhu für Fazliji.

Minute 67 – Nach dem drölften Eckball könnte St.Gallen eigentlich wieder mit drei Toren in Führung liegen. Könnte. Der Grossteil der St.Galler verpasst den Ball, der Rest zumindest das Tor.

Minute 66 – Wenn ich den Thuner Stillhart sehe, erinnere ich mich irgendwie an diese Aluminium-Hosen von Fubu, Roller Skates und automatische Yoyos. Obs an der Frisur liegt?

Minute 64 – Bertone kann offenbar mehr als nur foulen. Er hämmert einen Ball an die Latte.

Minute 62 – Während Thun besser wird (wird es das, R.S.?), probiere ich mich nur die Speisekarte des hiesigen Caterers. Nun: Pommes. Besser als erwartet. Könnte aber auch meinem Kater geschuldet sein. Und während die St.Galler Raute heute erfolgreich ist, versagt die Hamburger Raute einmal mehr, wenn es darauf ankommt.

Minute 60 – Vielleicht nicht mit letzter Vehemenz, aber dass St.Gallen das 4:0 will, ist doch deutlich. Gerade eben Itten mit einer sehenswerten Lacnierung von Demirovic, der sich vertändelt. Kurz danach schiesst Thun das nicht so richtig verdiente 1:3. Unnötig.

Minute 58 – Das ist hier irgendwie ein bisschen wir früher, als wir mit den A-Junioren gegen die C-Junioren testen durften. Der FC St.Gallen erhält freies Geleit durch die Verteidigung, kann im Strafraum der Thuner eine Kopfballstaffette aufführen, an dessen Ende Staubli den Ball an die Latte hämmert und sich der C-Junioren-Goalie – hier Faivre – freut, dass nichts passiert ist.

Minute 56 – Aus dem Nichts kommt Thun zu einer Chance. Munsy hämmert den Ball an den Pfosten. Von dort lenkt ihn ein Thuner – so die Version der St.Galler Mannschaft und der Fans – oder ein St.Galler – so die Version des Schiris ab. Eckball Thun.

Minute 55 – Während Silvan Hefti ausgewechselt wird – vermutlich um ihn zu schonen – schlägt Nias Hefti einen Ball ins Nichts. „Guete Ball, gueeeteeee Ball“, hallt es von der Haupttribüne.

Minute 49 – Görtler erobert im rechten Couloir den Ball. Und dann? Es gibt die offensichtliche Variante, den Pass der Seitenlinie entlang zu Itten. Es gibt aber auch die risikoreiche Variante, ein Zuspiel zwischen die beiden Thuner Innenverteidiger, hinein in diesen Sekundenbruchteil, in dem Havenaar und Stillhart ein bisschen zu hoch stehen. Natürlich wählt Görtler letztere Variante. Ein Pass aus dem Fussgelenk zwischen die beiden Innenverteidiger. Demirovic steht da, wo die beiden Innenverteidiger nicht stehen, kommt an den Ball, zieht ab. Aussennetz. Schöne Szene.

Minute 48 – Das Bier ist mittlerweile da. Auch bei wenigen Leuten dauerts in der Halbzeit halt. Äxgüsi. Apropos Halbzeit: Kiss Cam gabs natürlich keine.

Minute 46 – F.B. aus SG fragt mich mindestens besorgt: „Wo ist das Bier?“ Dieses wollte R.S. holen gehen. Das war vor zehn Minuten. Seither fehlt von ihm jede Spur. F.B. aus SG entlädt seinen Frust derweil an einem Thuner Videoanalysten. Als dieser vorbei will, sagt er: „Gönd weg, en Verlürer will dure.“

16.46 Uhr – Mit 3:0 geht der FC St.Gallen in die Pause. Die Bildschirme laufen übrigens wieder. Kiss Cam?

Minute 44 – Bezeichnend auch die Reaktionen nach dem 3:0. R.S. hebt kurz die Arme, lächelt zufrieden. R.S. schüttelt derweil ungläubig den Kopf. Sein FCSG tritt hier viel zu überlegen auf. Ungewohnt. Trügerisch.

Minute 41 – 3:0, Wahnsinn. Quintillà tritt einen Freistoss, mindestens 25 Meter vom Tor entfernt. Er setzt den Ball ins Lattenkreuz, sein viertes direktes Freistosstor in dieser Saison, zehnter Saisontreffer. Grenzt an Kunst.

Minute 40 – Tuttoceneri-Experte R.Z. beklagt sich, dass im Ticker so viel zum Spiel steht. Tschuldigung. Wir geloben Besserung!

Minute 38 – Die komfortable Führung, das Sportplatz-Stimmengewirr, das Bier, die Wärme. All das macht irgendwie träge. Ich gähne, R.S. checkt sein Handy, Demirovic gewinnt einen Zweikampf. Es ist alles in Ordnung. Trügerisch, noch immer.

Minute 37 – Fast könnte Itten nachdoppeln. Faivre hält.

Minute 36 – Fast der Anschlusstreffer für die Thuner. Doch der Ball war bereits im Aus.

Minute 35 – Thun für einmal im Angriff, der FCSG befreit mustergültig, Itten lanciert Gimöno, der wiederum flankt auf Staubli, der aber seinen Kopfball nicht aufs Tor bringt.

Minute 34 – Als wir das schreiben, ist Muheim wirklich kurz davor, das 3:0 zu schiessen. Faivre wehrt zum Eckball.

Minute 33 – Es wäre ja eigentlich wieder Zeit für ein Tor. So oft wie in der letzten Viertelstunde vor der Pause trifft der FCSG in keinem anderen Spielabschnitt. Ältere Leserinnen und Leser erinnern sich, wir hatten das schon am Donnerstag gesagt. Aber weils dort ja kein Tor gab, müsste es jetzt statistisch gesehen erst recht einschlagen.

Minute 28 – „Isch komisch, so eifach irgendwie“, sagt R.S. mit den Zweifeln eines jahrzehntelangen FCSG-Fans. „Trügerisch?“, frage ich, obschon ich die Antworte kenne. „Ja“, sagt R.S., „schon“. Und blickt in die Ferne.

Minute 26 – Fazliji und Bertone werden heute keine Freunde mehr. Trotz der höchstschiedsrichterlichen Intervention, der kurz davor scheint, beide auf die stille Treppe zu schicken.

Minute 24 – Der Journalist (?) neben uns spricht in breiteste Liechtensteiner Dialekt. Dabei spielt Vaduz ja (noch) nicht in dieser Liga. Wir studieren die Mannschaftsliste der Thuner und vermuten einfach mal, Nicolas Hasler ist Liechtensteiner.

Minute 22 – Demirovic zieht aus spitzem Winkel ab. Aussennetz und Abseits – die Tragik des stürmischen Scheiterns. Demnächst im Bücherladen Ihres Vertrauens.

Minute 21 – Zigi steht in bester Liberomanier weit vor dem Tor. Der Ball springt bedrohlich auf, Zigi kommt aber mit dem Kopf noch ran.

Minute 18 – „Kompakt!“, ruft Zeidler. Faivre: „Ruhig!“ Ein Haupttribünengast einmal mehr: „Du huere Wixer!“ R.S. schliesslich: „Mue ufs WC.“

Minute 13 – Und schon stehts 2:0. Ein Wahnsinnsball von Görtler quer über das Feld, direkt auf Itten. Der nimmt an und schiesst relativ unbedrängt ein.

Minute 11 – Dieses erste Tor war wichtig. Um das 0:4 gegen Zürich zu verarbeiten. Und auch, um Leader zu bleiben. Nach dem 6:0 von YB muss St.Gallen nochmal drei Tore schiessen, damit sie wieder auf Platz 1 stehen.

Minute 8 – Den folgenden Freistoss entschärft Faivre auf Kosten eines Eckballes. Diesen können die Gäste nicht final klären. Mehrere St.Galler ziehen und mehrere Thuner wehren ab. Ehe Hefti den Ball im Tor versenkt. 1:0.

Minute 7 – Bertone mit einem Bodycheck gegen Muheim, der wirkungsvoll zu Boden geht. „Heilandzack, du Wixer“, ruft einer von der Haupttribüne, der sonst wohl nicht auf der Haupttribüne sitzt.

Minute 5 – 750 Zuschauer sind da. Und noch immer ist es lauter als im Letzigrund. Noch immer die bessere Stadt und die besseren Menschen. Kann sein, dass ich mit diesen Worten etwas zu verarbeiten versuche. Kann sein, muss aber nicht.

Minute 2 – Nachdem am Donnerstag Leon das Trikot von Quintilla ergattern wollte – ältere LeserInnen erinnern sich – versuchen es heute Lars (9) und Joel (11). Mit einer bemerkenswerten Taktik. Sie fragen nicht direkt, sondern fordern „Vollgas zum Sieg“. Obs klappt?



Minute 1 – So viele Einträge vor dem eigentlichen Start hatten wir vermutlich noch nie. „Besorgniserregend“, findet R.S.

Minute 1 – Das Spiel läuft.

15.58 Uhr – Der FC Thun betritt den Platz. Ohne Brimborium, ohne Einlauf-Kinder, einfach so. Das war am Donnerstag schon schön, ist heute immer noch so. Der FC St.Gallen folgt kurz danach. Bei einer erneut erstaunlichen lauten Kulisse.

15.57 Uhr – Die Videowand funktioniert immer noch nicht. Aber immerhin scheint jemand die Treiber gefunden zu haben.



15.55 Uhr – Ansonsten ist vieles so, wie es einmal war. Sonntagnachmittag, Kopf- und Herzschmerz. Das ungute Gefühl, gestern nach dem dritten Bier unerträglich geworden zu sein, entschuldige, Leserin N.T. Und nun: Heimspiel.

15.53 Uhr – Ich vermisse meine Berufsschullehrerin. Sie sass auf der Haupttribüne jeweils direkt vor unserem vergoldeten Tickerplatz. Zehn Minuten vor Spielbeginn war sie da, grüsste mit einer unfassbaren Lebensfreude, die keinen Widerspruch duldete. Sie lächelte, nein, strahlte mich an, fragte, wie es mir ginge. Ich, verängstigt ob so viel naiver Zuversicht, stammelte: «Gut, gut. Selber?» Sie nickte vehement, ihr Strahlen mittlerweile einem Leuchten gewichen. Dann: lange Sekunden. Unbehagen und die Angst, von der Euphorie erdrückt zu werden. Gibt es so etwas? All das fehlt.

15.44 Uhr – Dem Event-Verantwortlichen – wir vermuten einfach mal, dass sich derjenige so nennt, der für Musik, Videoleinwand, etc. zuständig ist – ist die neue Normalität offenbar auch zu wenig. Vor einigen Minuten spielte er die FCSG-Hymne, inklusive Songtext auf den Videoleinwänden. Just als R.S. die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens betonte, gingen sowohl Videowand als auch Musik aus. Seither sind die Leinwände schwarz. So wird das sicher nichts mit der Rückkehr der Kiss Cam.

15.37 Uhr – Die Aufstellung. Zigi, Muheim, Stergiou, Fazliji, Hefti, Quintillà, Staubli, Görtler, Guillemenot, Itten, Demirovic. Muheim ersetzt Rüfli, Staubli spielt für Ruiz und Fazliji für Letard. Irgendjemand, der sich, in aller Selbstgeisselung, für klug hält, hat einmal erzählt, dass sich St.Gallen in einem sogenannten Rautensystem formiert. Natürlich ist das Quatsch. Sie stehen nie still. Da ist keine feste Formation.

15.34 Uhr – F.B. aus SG – Besucher des Kulturfestivals kennen ihn in schlafender Position – tippt auf ein 8:2. „Mir mönd öppis fürs Goalverhältnis tue.“ Ein Tor soll Munsy beisteuern. Auf unserer Seite.

15.25 Uhr – Am letzten Eintrag sehen sie auch: R.S. hat heute frei. Nach der desolaten Leistung gegen den FCZ haben wir Konsequenzen gezogen und ihn ersetzt. R.S. kann nun heute beweisen, ob er dem Druck standhält.

15.22 Uhr – Eine Premiere – vermutlich – im SENF-Ticker. Wir planen die Aufstellung vor Spielbeginn zu bringen. Oder einfach: Wir planen die Aufstellung zu bringen, das ist ja für sich alleine schon aussergewöhnlich. Um das leisten zu können, diskutieren R.S. und R.S. über mögliche Formationen. „4-4-2?“, frage ich? „In einer Raute“, gibt R.S. sicher zurück.

15.19 Uhr – R.S. und R.S. sind schon bereit. Mit ein Grund für das völlig verfrühte Eintreffen: Es gibt im Stadion Bier. Und ausserhalb nicht. Weil sogar die Piazza d’Arena geschlossen ist. Das macht die Szenerie noch etwas trostloser als am Donnerstag.
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