, 14. November 2024
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Geschöpft, gedruckt, gebunden

Gut Gestaltetes aus Papier, auf Papier und zwischen zwei Buchdeckeln ist von Freitag bis Sonntag in Frauenfeld versammelt: Die Frauenfelder Buch- und Druckkunstmesse ist wieder in der Shedhalle im Eisenwerk zu Gast.

Abgesänge auf das gedruckte Wort gab es in den letzten Jahren einige. Doch es hält sich, in mehrfacher Hinsicht: Was zwischen zwei Buchdeckel gebunden ist, überdauert die Zeiten anders und wahrscheinlich besser als alle Digitalisate. Nicht nur Bibliotheken sammeln nach wie vor Bücher. Auch am Bahnhof, im Zug, im Café sind wieder mehr junge Menschen mit gedruckten Büchern zu sehen. Suchen sie das Bleibende? Das Haptische? Das Schöne?

Der Trend jedenfalls wird dem Einflussbereich der neuen Medien zugeschrieben. Was dort angepriesen wird, bekommt Likes und Follower. So erreicht nun sogar ein Urgestein von Antiquar wie Klaus Willbrand die jungen Menschen. Massenhaft. Aber auch dauerhaft? Vielleicht. Vielleicht existiert der Buchdruck aber auch nur in der Nische weiter. Die zu besuchen lohnt sich allerdings – für Profis und für Laien und im November wieder in Frauenfeld.

Für Profis und Laien

In Frauenfeld treffen sich im zweijährigen Rhythmus Druckkünstlerinnen, Gestalter, Grafikerinnen, Buchhersteller, Verlage aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein und Frankreich an der «HPM». Als «Handpressenmesse» wurde sie vor über 30 Jahren vom Schriftsteller, Verleger und Druckkünstler Beat Brechbühl als Ausstellungs- und Verkaufsmesse gegründet. Das Kürzel HPM hat sie behalten, mit ihm hat sie sich etabliert und ihr Publikum gewonnen.

16. Buch- und Druckkunstmesse:
15. bis 17. November, Eisenwerk Frauenfeld

buch-und-druckkunst-messe.ch

Als Frauenfelder Buch- und Druckkunst-Messe gibt es sie weiterhin in gewohnt hoher Qualität und stimmiger Atmosphäre: In der Shedhalle im Eisenwerk trifft die Aura des einstigen Industrieorts auf die kreative Produktion von heute. Früher wurde hier schwere körperliche Arbeit verrichtet, jetzt rascheln die Seiten und die Blätter. Aber schwere Maschinen gibt es immer noch. Eigens für die HPM werden Druckmaschinen und Pressen nach Frauenfeld gebracht. Damit kann vor Ort gedruckt werden.

Wie in jedem Jahr gibt es Mit- und Selbermachangebote für Gross und Klein. Die Aussteller:innen vermitteln die Freude an ihrem Handwerk gern weiter. Sie haben eine Letternschatzsuche organisiert, bieten Origami und Siebdruck an, Kalligraphie, Goldprägung oder Zeilenguss.

Das Beste aus der digitalen und der analogen Welt

Wie in jedem Jahr gibt es auch heuer einen Ehrengast an der Messe. In diesem Jahr ist das Dafi Kühne. Der 1982 in Glarus geborene Plakatgestalter und Buchdrucker wurde bereits vielfach national und international ausgezeichnet. Seine vielbeachteten Plakate sind stark von der Typographie geprägt: Statt mit Bildern arbeitet Kühne mit Schriften. Die Information übermitteln dabei nicht allein die Worte, sondern die Art der Buchstaben, ihre Ordnung, ihre Gestalt, Ausbreitung oder Überlagerung.

Das Analoge und das Digitale schliessen sich bei Kühne nicht aus, im Gegenteil, wie er in einem Interview mit Claudia Demel anlässlich der HPM schildert: «Analoge und digitale Werkzeuge sind für mich grundsätzlich gleichwertig. Egal in welcher Form, ich verstehe die Arbeitsmittel als Verlängerung meiner Hände und Übersetzungswerkzeuge meiner Ideen. Ob digital oder analog, jedes Werkzeug verlangt spezifische Fertigkeiten und Erfahrungswerte.»

Je nach Aufgabe entscheidet sich Dafi Kühne für analoge oder digitale Mittel oder kombiniert beides. In seinem Atelier in Näfels produziert er die Plakate oft in mehr als 10 Druckdurchgängen, und das bei Auflagen zwischen 200 und 800 Stück. Rund 40 Tonnen Werkzeuge und Material hat er dafür angesammelt, darunter sechs Druckmaschinen, einen Pantografen, um Holzschriften anzufertigen, einen Lasercutter, um Druckplatten zu gravieren, mehr als zwei Dutzend vollständige verschiedene Handsatzschriften und viele, viele Kleinwerkzeuge.

An der Messe in Frauenfeld wird Dafi Kühne seine Arbeiten und die ihnen zugrundliegenden Prozesse auf einem grossen Tisch im Foyer präsentieren. Er zeigt, wie sich handwerkliche Tradition und digitale Medien aufs Beste verbinden lassen.

 

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