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Happyend auf dem Gallusplatz
Es ist eine Forderung aus den 80er Jahren: Nun wird der Gallusplatz für den Durchgangsverkehr gesperrt.

Die Spatzen pfiffen es schon länger von den Altstadtdächern, nun folgt die offizielle Bestätigung: Die durchschnittliche Zahl der Fahrten auf dem Gallusplatz ist zu hoch. Wie 2008 von der Altstadtrunde beschlossen, werden damit Massnahmen fällig. Der Stadtrat hat nun folgendes beschlossen:
Der Gallusplatz wird für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Die in einer Mitteilung veröffentlichten Zahlen zeigen, dass die von der Altstadtrunde festgelegte Bandbreite – 1700 bis maximal 2000 Fahrten pro Tag – schon bald nach der Eröffnung des neu gestalteten Gallusplatzes im April 2012 überschritten wurde.
Im Juni 2012 waren es bereits 1900 Fahrten.
Die Ferienmonate Juli und August sorgten für eine kurze Verschnaufpause, danach stiegen die Zahlen stetig weiter an. Seit November 2012 lagen sie durchwegs über der maximalen 2000er Grenze. Tendenz: immer weiter zunehmend. Im März 2013 wurden bereits 2300 Fahrten pro Tag gezählt. Die klaren Spitzenstunden lagen jeweils am Morgen und am Abend – während der Pendlerzeiten.
Das Ergebnis liess an Klarheit nichts zu wünschen übrig.
Wie geht es nun weiter?
«Es gibt ein Fahrverbot, für Zubringer ist der Zugang weiterhin gestattet», erklärt Stadtrat Nino Cozzio auf Anfrage. Der Beschluss des Stadtrats werde allerdings erst nach den Sommerferien publiziert. Danach könne es noch Einsprachen geben. Cozzio glaubt aber nicht, dass die Sperrung nochmals grössere Diskussionen auslösen wird. Das Verfahren sei schliesslich von der Altstadtrunde so festgelegt worden. Der Konsens wurde erfüllt, die Zahlen zeigten, dass der Verkehr immer weiter zunehmen würde: «Da gibt es eigentlich nicht mehr viel zu husten», so Nino Cozzio.
Das ist eine schöne und gute Nachricht. Hat der Stadtrat da Mut gezeigt? Wohl kaum, denn dieser Entscheid war eigentlich nicht anders möglich. Aber warum so geheimnisvoll mit den Verkehrszahlen? Warum die Intransparenz?
Und der Preis? Der Preis ist hoch, sehr hoch! Die Tiefgarage am Marktplatz ist damit wieder in den Fokus der bürgerlichen Begehrlichkeiten gerückt. Jetzt nur noch rasch den Nachweis mit einem Parkplatzkonzept für die Innenstadt erbringen. Indian Summer im September!
Der Kampf um den Marktplatz mit seinem unseligen Appendix geht in eine nächste Runde. Er wird einmal mehr nicht mit Waffen bzw. Pflastersteinen ausgetragen, sondern mit Worten, mit Bauplänen, mit Geld, denn es geht um das Eigentum dessen, was allen gehört: der öffentliche Raum. Es ist keineswegs ein Kampf um Ideen, sondern es ist ein Kampf um das Ideal der offenen Stadt. Also um ein Demokratieverständnis? Auch, ja gewiss. Aber sagen Sie das mal denjenigen, die sich heute für die Stadt verantwortlich fühlen. Warum setzen sich diese Menschen selbst Zwänge, die sie dann am Ende erfüllen müssen und die sich unweigerlich unglücklich machen? Happiness is a warm gun!
John Donne