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Heimatschutz will Rondelle retten
Die Marktfahrer:innen kritisieren die geplanten Pavillons auf dem neu zu gestaltenden St.Galler Marktplatz. Und der Heimatschutz will die Rondelle retten. Kommt es – wie damals auf dem Kornhausplatz – zu Projektänderungen in letzter Minute?

Die Rondelle vom Marktplatz aus gesehen. (Bilder: Su.)
Die Neugestaltung des St.Galler Marktplatzes ist eine Leidensgeschichte. Erst im dritten Anlauf stimmte die Bevölkerung einem Projekt zu, das allerdings mit Absicht nicht bis ins Letzte ausgearbeitet war. Man wollte die Streitereien um Details auf die Zeit nach der Abstimmung verschieben. Jetzt, da das weiterbearbeitete Projekt vorgestellt wurde, kommt tatsächlich neuer Streit auf.
Die IG Marktplatz wandte sich mit einem Appell an die Bevölkerung, man solle sich am Partizipationsverfahren beteiligen, damit die beiden Marktpavillons kleiner und damit günstiger werden. Sie kritisiert, dass hier eine ihrer Ansicht nach «überrissene», sechs Millionen teure Investition getätigt werde, und dass die Marktleute die künftigen Mieten von mindestens 750 Franken im Monat nicht bezahlen könnten. Heute kosten die grünen Markthäuschen 150 Franken.
Kleiner Zeitzeuge
Wenn die Nutzer:innen selber die neuen Pavillons nicht wollten, dann solle man doch nochmals vorurteilsfrei über die Rettung der Rondelle nachdenken, hakt nun der Heimatschutz St.Gallen / Appenzell Innerrhoden ein. Er weist darauf hin, dass es in der Schweiz kaum mehr ein Bedürfnis nach einem ständigen Markt gebe, und dass in St.Gallen gerade noch an einem Stand täglich Gemüse und Früchte angeboten werden.
Auch für den Heimatschutz sind die beiden, neuerdings diagonal gestellten Pavillons mit ihrem grossen Dach überdimensioniert. Statt dieser Neubauten schlägt der Verband die Rettung der Rondelle vor, die als neuneckiges Unikat ein kleiner, aber wichtiger Vertreter des Architekturstils der 1950er-Jahre sei.
Obwohl nicht denkmalgeschützt, handle es sich dabei um ein Werk des späteren Stadtbaumeisters Paul Biegger, das im Führer der Schweizerischen Gesellschaft für Kunstgeschichte als wichtiger Zeitzeuge bezeichnet werde und deshalb erhaltenswert sei.
Verschieben statt abbrechen?
Um die Rondelle zu retten, schlägt der Heimatschutz deren Versetzung um ein paar Meter nach Westen vor, damit die für die Wettbewerbssieger und die Jury wichtige Nord-Süd-Achse von Markt- und Goliathgasse offenbleibt. Falls es dann wirklich mehr Interessenten für feste Markstände gebe, als in der sanierten Rondelle Platz haben, könnte daneben ein neuer Pavillon vorgesehen werden, schlägt der Heimatschutz vor. Eine entsprechende Eingabe hat er im Zuge des Partizipationsverfahrens bereits deponiert.
Ob diese Planänderung in quasi letzter Minute gelingt? Beim Kornhausplatz mit dem Lämmlerbrunnen sei es auch gelungen, ein fertiges Projekt nochmals zu ändern, schreibt der Heimatschutz – und das Resultat überzeuge. Ob sich allerdings für die Rondelle ein ebenso prominenter Retter findet, wie damals Textilunternehmer Max Hungerbühler, bleibt offen.
Sollte die Rettung nicht gelingen, schlägt der Heimatschutz vor, die Rondelle anderswo in der Stadt aufzustellen, und er verweist auf den letzten Marktplatz-Wettbewerb, bei dem es mehrere Vorschläge für eine Umnutzung gab.