, 2. August 2020
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Mein Haus, mein Auto, mein… Nummernschild?

Statussymbole – ein leidiges Thema, findet unser Kolumnist Jan Rutishauser. Denn niemand hat die Nummer «BE 1» an einem Twingo. Das wäre wie eine Rolex an einer Kardashian.

Letzte Woche sah ich in Zürich einen Geländewagen. Mitten in der Innenstadt. Welche kein Gelände hat. Mich irritierte aber nicht dieses auf Hochglanz polierte Manspreading auf Rädern. Sondern das Nummernschild daran. Genauer: die zweistellige Nummer darauf.

Ich verstehe ja die Grundidee von Prestigeobjekten. Es ist unpraktisch, in der Bar mit einem ausgedruckten Bankkontoauszug von Tisch zu Tisch zu wackeln. Und ich gebe zu, gewisse Statussymbole sind in ihrer Nutzlosigkeit trotzdem praktisch: Alle, die damit protzen, für das neueste iPhone Schlange zu stehen, kann ich umgehend aus meinem Freundeskreis streichen.

Aber warum zum Beispiel Silberbesteck?! Damit kann man noch nicht mal Eier essen, da eine chemische Reaktion zwischen Silber und Eiern diese scheusslich schmecken lässt. Mehr zu bezahlen für ein schlechteres Erlebnis, ist doch verrückt! Das wäre wie im Restaurant einen Aufpreis bezahlen für… Koriander.

Oder VIP-Tickets für die Rolling Stones. Ja, damit man sie nicht nur hört, sondern auch… sieht.

Jan Rutishauser, 1987, ist Kabarettist, Kolumnist und Koach für Rechtschreibung und Comedy Writing. (Illustration: Lukas Schneeberger)

Natürlich ist mir klar, dass Statussymbole auch dazu dienen, die Zugehörigkeit zu einer Subkultur zu kommunizieren. Ein Mercedesstern zum Beispiel. Obwohl dessen Signalwirkung immens davon abhängt, ob der Stern noch Teil des Automobils ist oder schon an einer Kette als Trophäe um den Hals getragen wird.

Für mich ist der Wunsch nach Prestigeobjekten meist schwer nachvollziehbar. Gibt es doch tatsächlich Leute, die geben all ihr Geld für eine Louis Vuitton-Tasche aus. Was dazu führt, dass die Hülle mehr wert ist als der Inhalt.

Womit wir wieder beim Zürcher Geländewagen wären. Mit dem zweistelligen Nummernschild. Das denkbar dümmste Statussymbol überhaupt, sehen doch nur alle auf die Zahl genau, wie sehr du gescheitert bist, die Nummer 1 zu kriegen!

Und mit einem teuren Nummernschild kannst du nicht mal einfach so im Vorübergehen angeben. Nein, man braucht ein Auto dazu. Dazu noch ein kostspieliges, denn niemand hat ein «BE 1» an einem Twingo. Das wäre wie eine Rolex an einer Kardashian.

Ich werde die Faszination von teuren Nummern- schildern wohl nie verstehen. Es ist wahrscheinlich einfach nur das ideale Geschenk für den Mann, der schon alles hat. Ausser gesundem Menschenverstand.

Dieser Beitrag erschien im Sommerheft von Saiten.

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