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Neuer Marktplatzwettbewerb mit alten Vorgaben
Die Stadt St.Gallen hat einen weiteren Wettbewerb zur Neugestaltung des Marktplatzes und des benachbarten Bohl ausgeschrieben. Die Vorgaben für die öV-Haltestellen basieren allerdings auf zwei zuvor abgelehnten Projekten.
Ob der dritte Anlauf gelingen kann? Zweimal schon, 2011 und 2015, scheiterte die Neugestaltung der beiden nebeneinanderliegenden Plätze im Zentrum der Stadt St.Gallen am Nein der Stimmberechtigten. Der erste Wettbewerb schlug eine Markthalle und den Abbruch der Wartehalle von Calatrava vor, er war mit einer Parkgarage kombiniert und rief damit Opposition aus vielen Ecken hervor. Der zweite Anlauf verzichtete zwar auf die Markthalle, liess Calatravas Halle stehen und redimensionierte die Parkgarage, scheiterte aber trotzdem.
Jetzt sollen die Architekten und Landschaftsplaner ein neues Projekt vorschlagen – diesmal ganz ohne Tiefgarage. Das Garagenprojekt wurde in der Zwischenzeit aufgrund der Rekurse der Schutzverbände nicht bewilligt und die Initianten haben es abgeschrieben.
Erhalten – oder ersetzen
Der neue Wettbewerb basiert auf den Diskussionsresultaten des «Forums Marktplatz». In Grossveranstaltungen mit rund hundert Partei- und Interessenvertretern wurden dabei alle Fragen kontrovers diskutiert. Das sei eine gute Grundlage, erklärte St.Gallens Baustadträtin Maria Pappa an der Pressekonferenz am Mittwoch.
Gewünscht werde eine gründliche Neugestaltung, eine «Vision». Der Platz solle eine Freifläche anbieten, aber Bäume sind einzuplanen. Die Rondelle, eine Kleinbaute aus den 1950er-Jahren, solle bestehen bleiben, erweitert oder ersetzt werden. Calatravas Wartehalle könne verschwinden, wenn dies für ein Gesamtkonzept notwendig sei.
Knackpunkt Haltekanten
Ein Knackpunkt bei der Wettbewerbsvorbereitung waren die Haltekanten für die Busse und die Appenzeller Bahn. Längere und mehr Fahrzeuge sowie eine durchgehende Behindertenzugänglichkeit werden vorausgesetzt. Insgesamt 18 Varianten haben die externen Experten überprüft. Übrig geblieben sind schliesslich zwei Vorschläge, die schon 2011 resp. 2014 auf dem Tisch lagen: Die Verlegung mindestens einer, womöglich aber beider Haltekanten westwärts, weg vom Bohl, hinüber auf den Marktplatz (Bild).
Alle geprüften Verkehrsstudien und ihre Bewertungen hat die Stadt im Internet aufgeschaltet, so dass ein Projekt, das die Nachteile eines dieser abgelehnten Vorschläge beseitigen könne, «wohlwollend geprüft» werde. Ohne neue Argumente die Haltestellen anders als vorgegeben anzuordnen, gehe jedoch nicht und werde zum Ausschluss aus dem Wettbewerb führen, stellte Stadtplaner Florian Kessler klar.
Die heutige Haltekante:
Und vielleicht die künftige:
Ob mit diesen Vorgaben der dritte Anlauf gelingt, muss sich zeigen. Mitte November müssen die Wettbewerbsvorschläge eingereicht werden, danach wird juriert. Später wird dann zuerst über einen Rahmenkredit abgestimmt, bevor an den Details weitergeplant wird. So werde man dieses Mal früher wissen, ob man auf dem richtigen Weg ist, sagt Maria Pappa.
Als «Sofortmassnahme» will die Stadt die Situation für die Markthändler verbessern. Dies nachdem nun die Aufhebung der Parkplätze auf dem Marktplatz rechtlich möglich ist. Was «sofort» konkret bedeutet, wurde allerdings nicht näher erläutert.