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Saiten im November: Warum hast du noch kein Abo?
Saiten wird bald 30. In diesem Heft schaffen wir Transparenz und nennen Zahlen. Dazu ein Blick auf die Entwicklungen in der Ostschweizer Medienlandschaft und ins vergangene Wahljahr. Ausserdem im November: Pfarrer Georg Schmucki, die Toggenburger Klangwelt, viele Filme und neue Musik.

Collage: Michel Egger, Louis Vaucher
Das erste Heft von Saiten erschien im April 1994. Also vor knapp 30 Jahren. Damals war ich zehn, und es war völlig normal, dass die Eltern beim Zmorge die Zeitung lesen, am Mittag Radio hören und abends um halb acht die Tagesschau einschalten. In dieser halben Stunde hat sich die Gesellschaft darauf geeinigt, was «wahr» war. Heute ist das anders. Zeitungen liest man, wenn überhaupt, vor allem online. Radio hört man, wenn überhaupt, als Podcast. Und Tagesschau guckt man, wenn überhaupt, dann, wenn man gerade Zeit hat. Und was «wahr» ist, weiss eh niemand mehr so genau. Wir spüren das gerade wieder sehr deutlich, blicken wir in die krisengeschüttelte Welt. Oder auf die Propaganda im Wahlkampf. Mehr zu Letzterem ab Seite 25.
Ein Grund, warum ich Journalistin geworden bin, ist, dass mein Job darin besteht, Fragen zu stellen. Ich schreibe über Dinge, weil ich sie nicht verstehe, in der Hoffnung, dass ich sie danach besser verstehe. Und wenn die Welt immer grösser und komplizierter wird, will ich wenigstens halbwegs verstehen, was unmittelbar um mich herum passiert, sei es nun in der Politik, in der Gesellschaft oder in der Kultur. Darum mache und schätze ich den Lokaljournalismus.
Als Saiten 1994 gegründet wurde, existierten allein auf dem Platz St.Gallen noch drei Tageszeitungen. Übriggeblieben ist nur noch das «St.Galler Tagblatt», das, trotz aller Kritik am Monopol, unverzichtbar ist für die Ostschweiz. Mehr dazu ab Seite 20. Wir kleinen Blätter können in dieser Liga nicht mitspielen, aber wir können dennoch Akzente setzen, Debatten anregen, hinschauen, wo andere wegschauen und so unseren Beitrag zur Medien- und Meinungsvielfalt leisten. In den letzten Jahren ist Saiten das immer wieder gelungen. Und im Gegensatz zu vielen anderen Medien mussten wir keine Sparpakete schnüren; die Abozahlen und Inserateeinnahmen waren mehr als stabil.
Seit Corona können wir das nicht mehr behaupten. Dafür gibt es diverse Gründe, mehr dazu ab Seite 8. Wir haben ein leichtes strukturelles Defizit und darum Massnahmen ergriffen, eine davon ist das ungewohnte Heftcover. Wir brauchen wieder mehr Abonnent:innen, Gönner:innen und Unterstützer:innen, um uns nachhaltig zu stabilisieren. Falls ihr also euch selbst, eure Lieben oder auch eure Feind:innen mit elf reichhaltigen Heften pro Jahr beschenken möchtet, hier gehts lang: saiten.ch/abo.
Saiten ist zwar gratis und soll es auch bleiben, doch Saiten ist nicht kostenlos. Was das konkret heisst, seht ihr überall in diesem Heft: Wir haben für jeden Beitrag den Aufwand, sprich Zeit und Honorar, ausgewiesen.
Ausserdem im Novemberheft: Das grosse Porträt über Pfarrer Georg Schmucki, den kritischen Theologen und Initiator des Fachgremiums gegen sexuelle Übergriffe im Bistum St.Gallen; der Kulturschwerpunkt zur Klangwelt Toggenburg und seinem Klanghaus, das sich mitten im Bau befindet; der Film über die Absolvent:innen der HSG; das 15-Jahr-Jubiläum von Pantalla Latina; die «Tour de Nouvelle Suisse»; die neue Platte von Catalyst und das feministische Pop-Debüt von Jeffi Lou.
Corinne Riedener
Der Inhalt:
In eigener Sache: Gratis, aber nicht kostenlos
Redeplatz mit Myrsini Arvanitis
Reaktionen/viel geklickt
Bildfang
Stimmrecht von Sangmo
Nebenbei gay von Anna Rosenwasser
Perspektiven
Zuerst ein grosses Erdbeben, dann schleichender Abbau
von Reto Voneschen
«Dieser Wahlkampf hat die Schweiz nicht bewegt»
Kommunikationswissenschaftler Linards Udris blickt zurück auf den Wahlkampf und die Rolle der Medien. Warum hochgerüstete PR-Apparate nicht unbedingt zum Vorteil sind, was es im Wahljahr mit der Polarisierung auf sich hat und warum man den Einfluss der Medien nicht überschätzen sollte.
von Corinne Riedener
«Die kirchliche Machtordnung muss angegangen werden»
von Roman Hertler
Flaschenpost aus Seoul, Tokio, Shanghai: Die Tage in Asien23. von Ryan Bains
Kultur
Die ganze Klangwelt im Klanghaus
von Philipp Bürkler
Kunst: Hier gibt es nichts zu sehen – Gaffa im Zeughaus Teufen. von Corinne Riedener
Kino: Pantalla Latina – Eine Jubiläumsausgabe mit Blick zurück. von Geri Krebs
Kino: The Driven Ones – Piet Baumgartners Film über HSG-Absolvent:innen. von Geri Krebs
Musik: Trojanischer Pop – das Debüt von Jeffi Lou. von Corinne Riedener
Musik: Aus zwei mach zwei plus eins – Das neue Album von Catalyst. von David Gadze
Gutes Bauen Ostschweiz: Wohninsel am Industriekanal. von Ulrike Hark
Parcours: Knöppel, Tango, Rorschach Unplugged, Tÿpo
Plattentipps: Analog im November
Abgesang
Kellers Geschichten
Pfahlbauer jr.
Comic von Julia Kubik