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Sinnlose Grabenkämpfe bei NoPegida
Die Anti-Pegida Bewegung in der Schweiz ist zersplittert: Auf Facebook sind zwei Gruppen unter dem Namen NoPegida aktiv, dazu kommt noch die Website nopegida.ch, hinter der unter anderem ein St.Galler Ex-Pirat steht. Mittlerweile zankt man sich sogar untereinander.

Nach viel Wirbel um Pedgida in Deutschland passierte im Dezember das Unvermeidliche: Ein Schweizer Ableger der islamfeindlichen Bewegung wurde gegründet, eine erste Pegida-Demonstration ist für den 16. Februar angekündigt. Zeit und Ort sind noch unbekannt.
Der Widerstand liess nicht lange auf sich warten: Derzeit existieren auf Facebook zwei Seiten unter dem Namen «NoPegida Schweiz» und parallel dazu die Website nopegida.ch.
Zwischen den beiden Facebook-Gruppen schwelt ein absurder Konflikt: Laut kath.ch distanzieren sich die Betreiber der Gruppe mit rund 11 000 Likes schriftlich von jener mit rund 1600 Likes: Es handle sich bei dieser Gruppe um Vertreter der «radikalen Antifa», so der Vorwurf.
Antifaschistisch ja, Gewalt nein
Die «kleine» Gruppe hat zur Pegida-Gegendemo am 16. Februar aufgerufen. Auf Anfrage von Saiten schreibt sie per Facebook, man sei eine Gruppe von etwa zehn Menschen, die aus Selbstschutz anonym bleiben wolle. Man sei gegen die Ideologie von Pegida und insofern antifaschistisch, lehne Gewalt aber klar ab. «Wir werden alles tun, um einen bunten und gewaltfreien Ablauf der Gegendemo zu garantieren», schreibt die Gruppe.
Man habe ausserdem zur «grossen» Facebook-Gruppe Kontakt aufgenommen, aber nie eine Antwort erhalten. Ähnliche Vorwürfe werden in Kommentaren auf der «grossen» NoPegida-Seite laut: Diese verweigere sich der Zusammenarbeit. Auch eine Saiten-Anfrage blieb bis am frühen Dienstagabend unbeantwortet.
Ex-Pirat führt den Widerstand an
Hinter der Website nopegida.ch wiederum steht ein Team um den St.Galler Informatiker Marcel Baur, Ex-Mitglied der Piratenpartei, heute parteilos. Baur bedauert, dass die NoPegida-Bewegungen untereinander zerstritten sind. «So geht unnötig Energie verloren, eine Bündelung der Kräfte würde der Sache besser dienen.» Mit den Betreibern der «kleinen» Facebook-Seite sei er momentan aber in Kontakt, von den «grossen» habe er jedoch keine Antwort erhalten – wie auch von Pegida Schweiz selber, mit denen er ebenfalls den Dialog gesucht habe.
Das Team hinter nopegida.ch – laut Impressum eine «unabhängige Gruppe von Menschen, die für die Grundrechte der schweizerischen Bundesverfassung einstehen» – hält das 14-Punkte-Programm von Pegida Schweiz für diskriminierend und einseitig. «Pegida Schweiz kritisiert zehntausende Menschen in der Schweiz aufgrund ihrer Religion», sagt Baur. Anders als im Programm der deutschen Pegida fehle zudem ein Bekenntnis zur Aufnahme von Flüchtlingen.
Sollte es am 16. Februar in der Schweiz zu einer Pegida-Demo kommen, will das Team von nopegida.ch ebenfalls eine Gegenveranstaltung organisieren. Baur will zudem die Parteien mit ins Boot holen und steht in Kontakt mit den Juso und der SP Schweiz. «Es geht darum, eine möglichst breite Allianz gegen Pegida aufzustellen.»
Titelbild: Vorbild für den Schweizer Ableger: Pegida-Demo in Dresden.
Die Grabenkämpfe haben durchaus ihre Legitimation und sind wichtig! Der Zweck gegen Pegida zu sein (das ist ja – mal unter uns gesagt – auch nicht sooo schwierig) heiligt halt doch nicht alle verbünden-wir-uns-mal-schnell-mit-sonst-strukturell-agierenden-Rasisst*innen-Mittel.
Fehlen würde eigentlich noch eine NO-Pegida-Gruppe, die auch gewisse Formen der Gewalt als legitimes Mittel sieht, um der rassistischen Bewegung auf den Strassen Einhalt zu gebieten.