keine Kommentare
Stadt ohne Nischen
Wenn das Rümpeltum-Haus durch ein Wohn- und Geschäftsgebäude ersetzt wird, setzt sich eine Entwicklung fort, die schon im Bleicheli-Quartier und danach hinter dem Bahnhof beobachtet werden konnte.

Noch liegt das Baugesuch für Abbruch und Neubau der Liegenschaft an der Haldenstrasse 23 – dem Rümpeltum-Haus – nicht auf. Allerdings zeigen die hohen Visierstangen bereits die Dimensionen des geplanten Gebäudes. Das Gesuch für ein mehrgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus steckt momentan noch in der Vorprüfung durch die Baubewilligungsbehörden. Nächste Woche soll es dann aufgelegt werden.
Der geplante Abbruch könnte der Auftakt für grössere Veränderungen entlang der Wassergasse bedeuten. Hügelwärts, denn die andere Strassenseite besteht bereits aus einem fast duchgehenden Riegel aus Geschäftshäusern – von Swisscom bis Raiffeisen.
Beginnt man beim Rümpeltum-Haus in Richtung Gallusplatz, folgen sich auf der rechten Seite typische Liegenschaften eines Randquartiers mit Vermietungsschildern in den Schaufenstern und einem Erotikclub. Bald nach der Kreuzung kommt man dann aber in den Bereich eines der grössern Bauprojekte im Stadtzentrum: der geplanten Überbauung Haldenhof.
Die Haldenhof St.Gallen AG will zwischen Kongress-Komplex und Gallusweg eine grössere Überbauung realisieren. Das Projekt wurde im Juni 2013 in den Grundzügen vorgestellt. Man wolle mit hochwertigen Wohnungen Leute in die Stadt zurückholen, die nun in Einfamilienhäusern in der Agglomeration leben, hiess es.
Vorerst sind zwei Wohnhäuser und ein Bürogebäude geplant. Laut Bausekretär Fredi Kömme ist der dafür nötige Gestaltungsplan in Vorbereitung, momentan laufe eine interne Überprüfung durch die Stadtplanung. Hinter der Haldenhof St.Gallen AG steht der Architekt Hans Jörg Schmid. Im Verwaltungsrat sitzen neben Schmid noch Peter Kriemler und Niklaus Staerkle.
Das kleine Projekt für das Rümpeltum-Haus und das grössere neben dem Einstein-Kongresskomplex bedeuten, dass im Zentrum der Stadt St.Gallen weitere Nischen verschwinden werden: wie zuvor im Bleicheliquartier, an der St. Leonhardstrasse und hinter dem Bahnhof. Überall wurden Freiräume zugebaut, mussten nicht-kommerzielle Kulturorte aufgegeben werden. Und immer war bisher die Entwicklung zu einer Stadt ohne Nischen unaufhaltsam.