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Tabula rasa im Wasserwerk
Im Sommer 2010 hatte die Stadt St.Gallen die Filterhalle ihres Wasserwerks Riet in Goldach abbrechen lassen – damit verschwand eine Architekturikone, noch bevor die Denkmalpflege sich zu Wort meldete. Jetzt soll auch der Rest der Anlage geschleift werden – doch diesmal steht die Denkmalpflege auf der Matte.

Die Armaturen im Seewasserwerk Riet, Bild: Hans-Ruedi Beck
«Rückbau des alten Seewasserwerks Riet sowie der Gasregler-Station in Goldach». So heisst die kurze Vorlage ans Stadtparlament mit der ein Kredit von 1,8 Millionen Franken bewilligt werden soll. Der Abbruch der beiden Gaskugeln neben dem SBB-Gleis in Goldach ist schon länger bewilligt. Jetzt müssen sie noch vor Jahresende weg, sonst zahlen die SBB ihre versprochenen Beiträge nicht aus.
Im gleichen Zug will die Stadt St.Gallen – ihr gehört das Grundstück am See – auch die noch bestehenden Bauten des stillgelegten Wasserwerks abbrechen und den Bauschutt gleich in den Gruben entsorgen, die durch die Beseitigung der Gaskugeln entsteht.
Mit dem ersten Teil des Abbruchs 2010 des alten Seewasserwerks hatte sich Stadtrat Fredy Brunner – von Haus aus Architekt – einen viel gescholtenen Fauxpas geleistet: Die Filterhalle im Riet in Goldach mit ihrem Pilzstützen war ein Werk des bekannten Ingenieurs Robert Maillart und wegen der speziellen Konstruktion in Fachpublikationen verzeichnet. Doch weil die dafür zuständige Gemeinde Goldach die Anlagen des stadtsanktgaller Wasserwerks nie unter Schutz gestellt hatte und die kantonale Denkmalpflege damals nichts von den Abbruchplänen wusste, kamen alle Rettungsversuche zu spät.
Ein zweites Mal soll das offensichtlich nicht mehr geschehenen. Die kantonale Denkmalpflege hatte 2013 der Gemeinde Goldach im Rahmen der Vorprüfung der Schutzverordnung mitgeteilt, dass die Erweiterungsbauten des Wasserwerks von 1949/50 zwingend ins Schutzinventar aufzunehmen seien. Geschehen ist dies bis heute allerdings nicht. In der Vorlage ans Parlament steht denn auch ausdrücklich, dass es sich nicht um schützenswerte oder inventarisierte Bauten handle.
Diese widersprüchlichen Informationen sind inzwischen öffentlich geworden. Bei dieser Ausgangslage könne man einen Abbruch noch nicht bewilligen, meinen inzwischen mehrere Mitglieder des Stadtparlaments und wollen die Vorlage zurückweisen. Ein weiterer Abbruch eines Bauzeugen – geplant wurde das Wasserwerk vom Ingenieurbüro Scheitlin+Hotz (heute Nänny+Partner) – ohne saubere Entscheidungsgrundlagen soll damit verhindert werden.
Und so sieht das Seewasserwerk innen aus: