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Theater im Provisorium: «eine Herkulesaufgabe»
Das Theaterprovisorium vor der St.Galler Tonhalle wird konkret: Am 16. März ist der Spatenstich, jetzt gibt es Visualisierungen. Gespielt würden im 500-Plätze-Bau alle Sparten, versichert Theaterdirektor Werner Signer. Und: Er wird teurer als geplant.

Bei der Abstimmung über den Renovationskredit im März 2018 hatte das Baudepartement des Kantons die Kosten auf rund 4,5 Millionen Franken berechnet. Der Bau des Provisoriums gestalte sich jetzt aber aufwendiger als erwartet, teilt der Kanton mit. «Da das Gebäude zwei Jahre genutzt wird, muss es dieselben Anforderungen betreffend Sicherheit und Brandschutz wie ein Neubau erfüllen.»
Die Kosten für das Provisorium belaufen sich auf rund 6 Millionen Franken, obwohl der Bau gegenüber dem ursprünglichen Projekt statt 700 jetzt noch 500 Plätze aufweist. Der Gesamtkredit von 48,6 Millionen Franken für die Erneuerung und Erweiterung des Theaters könne aus heutiger Sicht trotz höherer Kosten für das Provisorium eingehalten werden.
Eröffnung am 24. Oktober
Das 1968 eröffnete Theater St.Gallen wird ab kommendem Herbst saniert und erweitert. Um den Theaterbetrieb während der zwei Jahre dauernden Bauarbeiten zu gewährleisten, erstellt der Kanton St.Gallen in unmittelbarer Nähe ein provisorisches Theatergebäude. Der Bau dieses Provisoriums auf dem Unteren Brühl dauert sechs Monate, am 24. Oktober findet die Eröffnungspremiere statt. Die Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten am Theater dauern bis Ende 2022.
Das Provisorium mit dem Namen UM!BAU ist 50 Meter lang und 26 Meter breit und fasst rund 500 Besucherinnen und Besucher. Gebaut wird es vom Gossauer Holzbauunternehmen Blumer-Lehmann. Die Elemente aus Fichten- und Tannenholz werden vorgefertigt, insgesamt werden 350 Kubikmeter Holz verarbeitet. Das Dach und die Fassaden werden mit Profilblech abgedeckt.
Das Theater-Provisorium beherbergt einen Eingangsbereich mit Kasse und Garderoben, ein Foyer mit Bar sowie den Saal mit Bühne, Orchestergraben und Tribüne. Im Untergeschoss befinden sich Infrastrukturräume wie Künstlergarderoben, Maske und Requisitenabteilung. Über eine gedeckte Passerelle ist das Provisorium mit der Tonhalle verbunden, sodass deren Infrastruktur und Räumlichkeiten auch dem Theaterbetrieb zur Verfügung stehen.
Ein Drittel weniger Einnahmen
Über den Spielplan im Provisorium will Direktor Werner Signer erst Ende April informieren. Sicher sei, dass Produktionen aus allen drei Sparten – Musiktheater, Schauspiel und Tanz – im Provisorium inszeniert werden. Hauptspielstätte daneben wird die Lokremise sein; daneben hatte das Theater bereits früher auch mobile Produktionen versprochen.
Nicht nur, weil im September noch gebaut wird und die Saison damit im Provisorium erst im Oktober beginnt, sondern auch wegen der geringeren Platzzahl müsse das Theater mit rund einem Drittel weniger Ticketeinnahmen rechnen, sagt Werner Signer. «Diese zweieinhalb Jahre durchzuziehen, das ist eine Herkulesaufgabe». Auch zugkräftige Stücke allein garantierten noch nicht, dass die Rechnung aufgehe; umso mehr, als der Kanton die per Leistungsvereinbarung vorgegebenen 30 Prozent Eigenfinanzierung auch während der Bauzeit vom Theater erwarte.
Eine Zukunft für das Provisorium
Ohne Schnürboden, ohne Seitenbühne und mit insgesamt weniger Technik werde sich das Inszenieren und Spielen in diesen zwei Jahren verändern – «aber wir haben grosse Lust, es gibt eine spannende Zeit», sagt Signer.
Und das Provisorium? «Es ist darauf angelegt, nach Ende der beiden Spielzeiten weiterverwendet zu werden», bekräftigt Signer frühere Aussagen. Besitzer – und allfälliger Weiterverkäufer – ist aber der Kanton, nicht das Theater.