, 14. Oktober 2024
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Überleben im Haifischbecken der Sportmedien

Vor drei Jahren startete Nathalie Grand in St.Gallen ein Projekt zur Förderung des Mädchen- und Frauenfussballs. Bis zum Beginn der Frauen-EM 2025 in der Schweiz schreibt sie über Frauen, Sport und Gleichstellung.

Illustration: Lea Le

Er ist männlich, zwischen 30 und 40 Jahre alt, wohnt in der Stadt, absolvierte eine höhere Ausbildung und hat ein Jahresabo. Er teilt sein Heft mit zwei weiteren Personen, besucht pro Jahr zehn Fussballspiele und hat ein Pay-TV-Abo.

Die Rede ist vom typischen Leser des Schweizer Fussballmagazins «Zwölf». Seit über 15 Jahren erzählen die ausschliesslich männlichen Schreiberlinge Geschichten rund um den Fussball. Frauen existieren kaum in diesem Tschutti-Heftli, sie kommen wenig zu Wort, und es wird selten über sie berichtet. Das ist auch in anderen Sportmedien nicht besser.

Sportlerinnen werden abseits von sportlichen Grossereignissen nur in etwa 10 bis 12 Prozent der Sportberichterstattungen erwähnt. Neben dem deutlichen Unterschied der Anzahl und des Umfangs der Berichte werden Sportlerinnen auch anders dargestellt und ihre Leistungen nicht angemessen gewürdigt. Die Bilder der Sportlerinnen zeigen sie seltener in Aktion, viel lieber porträtieren die Redaktionen die Frauen in einer knackigen Homestory.

Es braucht endlich eine klischeefreie Sportkultur auch in den Medien. Der Sportjournalismus ist aber immer noch ein Haifischbecken, in dem 95 Prozent Männer schwimmen. Ende 2020 wurde das erste Schweizer Frauen-Sportmagazin «Sportlerin» lanciert. Es wurde als Plattform für den Schweizer Frauensport und für Sportlerinnen im Breiten- und Spitzensport angepriesen. In Tat und Wahrheit ist es eine auf Hochglanz polierte Illustrierte mit vielen Fotostrecken von schönen und erfolgreichen Frauen. Typischerweise ist es von drei Männern erdacht worden. Eine Bieridee, wie die Macher selbst erklärten.

In einem Interview mit Steffi Buchli ging es bereits in der zweiten Frage um die Frisur der Sportjournalistin. (Bei «20 Minuten» gab es ein Tool, mit dem man sein Foto hochladen und die Frisur von Buchli draufsetzen konnte.) Sie könne es nicht leiden, wenn sie unterschätzt werde, gab Buchli zur Antwort.

Der Interviewer fragte Steffi Buchli dann auch noch, ob sie überhaupt schreiben könne. Sie war 13 Jahre Moderatorin beim Schweizer Fernsehen und vier Jahre Programmchefin bei MySports. Als Sportchefin der «Blick»-Gruppe ist sie immer noch eine Ausnahme im Bubenclub. Der Führungsposten gilt als Schleudersitz. Die zweifache Schweizermeisterin im Unihockey will den Rekord ihres Vorgängers, der zehn Jahre im Amt war, brechen.

Der Song zum Text: The Man von Taylor Swift. Im Text stellt sich Swift vor, wie sie behandelt würde, wenn sie ein Mann wäre. «I’m so sick of running / As fast as I can / Wondering if I’d get there quicker / If I was a man.»

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