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Marktplatz: Das Warten geht weiter
Wenn alles gut geht, hat St.Gallen 2022 einen neuen Marktplatz. Was für einen? Heute wurde orientiert.

Weil nach dem Nein der Stimmberechtigten zur Marktplatzvorlage im Mai 2011 unklar war, was nun passieren wird, sammelte die SP Unterschriften für eine Initiative. Auch zur Erfüllung dieser Forderungen brauchte der Stadtrat eine Verlängerungsfrist. Und jetzt will er uns mindestens fünf weitere Jahre vertrösten.
Rechnet man noch die nötige Bauzeit von zwei bis drei Jahren dazu, wird es mindestens 2022, bis Blumenmarkt, Marktplatz und Bohl aufgefrischt sind, denn der Bahnhofplatz geht vor. Zwei Baustellen an zwei neuralgischen Knoten des öffentlichen Verkehrs seien nicht tragbar, so die Argumentation.
Alte Postulate…
Vorgeschlagen wird Bekanntes und ewig Gefordertes: Der Individualverkehr mit den Balzfahrten muss vom Marktplatz verschwinden, alle 51 Parkplätze – auch die in den Seitengassen – müssen weg. An einer Parkgarage aber beteiligt sich die Stadt nicht mehr. Ob das Union-Plus-Garagenprojekt ohne die Stadt finanzierbar ist, scheint noch unsicher – die Gegner von einst können noch darauf hoffen. Doch die Parkplätze wegzubringen wird dauern. Gegen den Aufhebungsbeschluss sind bereits 27 Rekurse eingereicht worden.
Bekannt aus der alten Vorlage ist auch die Verschiebung der öV-Haltestelle Richtung Bahnhof auf den Marktplatz, zwischen Metzger- und Engelgasse. Nur so könne der Rückstau von Bussen und Appenzellerbahn östlich des Engpasses beim Waaghaus verhindert werden. Gerechnet wird weitsichtig: mit 40 Prozent mehr öV-Verkehr im Jahr 2040. Für die verschobene neue Haltestelle sollen in gehörigem Abstand zu den Hausfassaden drei einzelne Wartehäuschen gebaut werden. Und weil der 3er-Bus nach ein paar Metern ums Eck gleich wieder halten würde, soll für ihn der Halt Schibenertor aufgehoben werden.
Bäume gibt es auf jener Seite keine mehr. Dafür eine Baumreihe auf der Schattenseite des Marktplatzes, vor der Bank und den Restaurants Marktplatz und Hörnli. Damit stünden dann zwei Baumreihen auf dem Markt, darunter sollen die mobilen Stände aufgestellt werden. Ein hübsches Rendering (siehe oben) zeigt, wie das aussehen könnte.
…neue Wörter…
Die Taubenlochgarage wird zu einem Mehrweckraum umgebaut, dort ist auch eine neue WC-Anlage geplant. Eine Einfahrt braucht es aber weiterhin, denn die Bäckerei Schwyter wird hier beliefert. Über dem neuen Tor wird ein Balkon gebaut – womit die fasnächtlichen Föbü-Opfer endlich zu einem adäquaten Podest kommen. Und wenn schon gelocht wird, kommt dann auch der «Presscontainer», das – inzwischen weisse – Ungeheuer, das heute noch auf dem Marktplatz steht, unter den Boden. Und noch etwas lernt man zum Thema unterirdisch: Die hochfahrbaren Steckdosen für den Markt heissen «Senkelektranten».
Die Kritik nach dem Nein zur ersten Vorlage wurde gehört. Die Calatrava-Wartehalle und die Platanen bleiben stehen, auch die Rondelle – inzwischen ein Bauzeuge der 1950er-Jahre – bekommt nochmals eine Chance. Sie wird allerdings nur minimal saniert. Die zuvor hochgelobte Markthalle ist aus dem Projekt verschwunden.

Finde den Unterschied – die Renderings zeigen das ursprünglich und das jetzige Projekt, mit bzw ohne Markthalle. (Bilder: Stadt St.Gallen)
…und neue Fragen
Allerdings bleiben auch noch ein paar Fragen offen: Wie wird das Taubenloch künftig genutzt? Allenfalls als Ersatz fürs Waaghaus-Parterre, wie die Botschaft andeutet. Und was ist mit der «Möblierung» – inklusive einem erwähnten, aber noch nirgends auf den Plänen aufscheinenden Brunnen? Ist die Stadt von den aktuellen Diskussionen um den Abbruch des Lämmler-Brunnens auf dem Bahnhofplatz eingeschüchtert?
«Sämtliche Details zur Möblierung und zum Brunnen sind im Rahmen der weiterführenden Projektierung noch zu erarbeiten», steht in der Vorlage – bis 2019 ist ja noch reichlich Zeit. Kostenpunkt des neuen Projekts: gut 21 Millionen Franken, davon 14 Millionen zulasten der Stadt, die übrigen Beiträge kommen von Bund, Kanton, Appenzeller Bahnen und VBSG.