, 26. September 2014
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Saiten im Oktober: Darknet

Ein Heft für angehende Hacker: über Netze im Netz, künstlerische Strategien und politische Subversion. Ausserdem: Pestalozzidorf, Bücherherbst, Fatima Al Qadiri.

Digitale Wirklichkeit und Mythos: Unwissen und Gerüchte spinnen sich um das Darknet, jenen Teil des Internets, der nicht mit Google & Co. auffindbar ist. Ein virtuelles Territorium, in dem Drogen ebenso zum Angebot gehören wie Kredikartendaten oder Tipps zur Manipulation des hauseigenen Stromzählers zwecks Gratiskonsum. Ein scheinbar unendlicher Raum verschlüsselter digitaler Daten und Nährboden wilder Spekulationen. So simpel der Zugang mit dem passenden Browser, so schwer fassbar ist das Netzwerk. Vermeintliche Oppositionen zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, zwischen Legalität und Illegalität bröckeln. Gewiss ist nur: Das Darknet gibt es nicht, Es ist viele und verlangt nach einer Metareflexion, wie auch Giovanni Carmine, der Direktor der Kunsthalle St.Gallen, überzeugt ist. Er erforscht das Phänomen deshalb gemeinsam mit der !Mediengruppe Bitnik ab Oktober in einer Ausstellung.

Viele scheinen von den aktuellen Entwicklungen überfordert. Saiten zählt sich auch dazu – und stellt drum einen Haufen Fragen: zum Kollektiven in der Anonymität, zu künstlerischen Interventionen und zu Verschlüsselungs-Algorithmen. Dieses Heft lässt Medienwissenschaftler, Informatiker und Kuratoren zu Wort kommen – dazu gibts ein Glossar des St.Galler Hackerspace Ruum42. Ja, das Thema ist (noch) von Männern dominiert. Und es lässt beinah vergessen, dass erst vor wenigen Jahren ein ganz anderes Überwachungskapitel aufgeschlagen wurde: Kameras im öffentlichen Raum. Saiten schlägt sich daher für eine Nacht auf die Seite der Kontrolleure und beobachtet St.Gallens dunkle Plätze.

Ein weiteres Netzwerk, ein äusserst menschliches allerdings, entstand in den letzten siebzig Jahren auf den Hügeln ob Trogen: Im Kinderdorf Pestalozzi wuchs aus einer Vision des Philosophen Walter Robert Corti eine interkulturelle Gemeinschaft heran. Kinder aus aller Welt kamen in die Ostschweiz, oft verschwanden sie wieder aus derselben. Unsere Reportage und die Erinnerungen eines Ehemaligen zeigen auf, was das Kinderdorf war, ist und sein könnte.

Schliesslich: Saiten kontrolliert auch die Literaturszene. Und entdeckt dabei zwischen Thurgau und Appenzellerland neue Stimmen: Bettina Wohlfender, Laura Vogt und Christian Rechsteiner. Ein Heft also auf der Achterbahn zwischen virtuellen Strategien und analoger Bücherlust – wie sie der jubilierende Waldgut-Verleger Beat Brechbühl ideal verkörpert, dem wir ein Porträt widmen.

Katharina Flieger

 

DER INHALT:

Reaktionen

Positionen

Redeplatz mit Andreas Stäuble
Einspruch von Hans Fässler
Stadtpunkt von Dani Fels
Drei Fragezeichen

Blickwinkel von Sebastian Stadler

Darknet

Was zur Hölle ist Darknet?
Ein kleines ABC des Hacking.
von Dominik Landwehr

Es geht um Zugang
Ein Interview zur Ausstellung in der Kunsthalle St.Gallen mit Domagoj Smoljo
(!Mediengruppe Bitnik) und Giovanni Carmine.
von Katharina Flieger

«Gelöscht ist nicht weg»
Threema-Entwickler Manuel Kasper im Gespräch.
von Corinne Riedener 

Darktown
Eine Nachtrundgang in St.Gallen.
von Peter Surber 

Glossar
Aus dem Hackerspace des Ruum42

Die Bilder zum Titelthema fotografierte Bruno Aeberli.

Sascha Tittmann zeichnet den Oktober-Comic.


Perspektiven

Appenzell Innerhoden
Toggenburg
Winterthur
Rheintal
Stimmrecht von Leyla Kanyare
Flaschenpost aus Brasilien von Tobias Hänni

REPORT

Das Kinderdorf Pestalozzi
Auf der Suche nach der Idee.
von Katharina Flieger

Ankunft in Trogen
Erinnerungen
von Amor Ben Hamida

KULTUR

Bücherherbst
Neue Stimmen: Laura Vogt, Bettina Wohlfender, Christian Rechsteiner. Neue Sachbücher über Ernst Frick und St.Galler Architektur. Eine Hommage an Beat Brechbühl und seinen unermüdlichen Waldgut Verlag. Und eine Erinnerung an Christian Mägerle.

Theater: Der Neuanfang im Figurentheater St.Gallen:
Fragen an Stephan Zbinden.

Musik: Fatima al Qadiri und James Ferraro im Palace
von Georg Gatsas

Kino: Carl Lutz – der vergessene Held:
Der Dokumentarfilm.
von Geri Krebs

Ausstellung: Agassiz und Renty in Teufen statt in St.Gallen
von Peter Surber

Weiss auf schwarz
von Darknerds


Abgesang

Kellers Geschichten
Bureau Elmiger
Boulevard

 

 

 

1 Kommentar zu Saiten im Oktober: Darknet

  • Marcel Baur sagt:

    In der Totholzausgabe schreibt Peter Surber „Alle überwachen das Netz – Saiten überwacht die Stadt“
    Ich stelle fest, ich wurde an einem trockenen Mittwochnachmittag gleich zwei mal überwacht.
    Ok, beim Einen Mal wurde ich durch ein Hinweisschild am Nordeingang des Pissergässlein darauf aufmerksam gemacht. Dass der südlich gelegene Ausgang (je nach Laufrichtung halt) an besagtem Nachmittag aber ebenfalls unter Beobachtung stand war mir neu. Es war Zufall, dass Peter Surber am selben Tag seine Stadt-Observation durchgezogen hat, an dem auch die Sozialraumtagung der FHS St. Gallen stattfand. Als Teilnehmer der Veranstaltung stand ich also auch unter Beobachtung von Saiten.
    Normalerweise versuche ich unter solchen Umständen (meist vergeblich) einen „Skandal“ zu provozieren. Ich lasse mich nämlich nur unter heftigem Protest unter Generalverdacht stellen.
    In diesem speziellen Fall sehe ich jedoch davon ab. Konnte doch Peter Surber auf einfache Art und Weise belegen, dass eine Überwachung des öffentlichen Raumes, zumindest an jenem Mittwoch, ausser Alltagssituationen nichts Ausserordentliches ans Licht gebracht hat. Und das, obwohl niemand etwas von der Überwachung wusste!
    Diese Geschichte mag banal klingen. Sie provoziert aber nebst vielen anderen auch die Frage: Verhalten wir uns anders, wenn wir unter bewusster oder eben unbewusster Beobachtung stehen? Das Darknet oder besser die Ausstellung dazu bewegt sich im digitalen Raum, aber, spielt es eine Rolle, ob die Überwachung im digitalen oder analogen Raum stattfindet? Passen wir unser Verhalten nicht in beiden Welten an?

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