, 28. November 2014
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Im Dezember: Saiten schafft Ordnung

Wie kann man obenauf schwimmen in der Bilderflut, wie nach Schätzen tauchen? – Ein wohlgeordnetes Heft über Fotos und ihre Archive. Und, oh Wunder: ein neuer Mäder.

Und hinter tausend Bildern keine Welt… Dieses Heft fragt, in Anlehnung an eine Zeile von Rilke: Wie kann man obenauf schwimmen in der Bilderflut, wie nach Schätzen tauchen? Unsere Welten wollen geordnet sein – davon erzählen die Archive. Sie sind der Versuch, Orientierung zu finden, mit fotografischen Sammlungen wird eine visuelle Verbindung zur Vergangenheit geschaffen. Eigene Erinnerungen verschmelzen zum kollektiven Gedächtnis – auch zum regional verankerten. Ein in Kürze erscheinender Bildband nimmt sich dem fotografischen Erbe der Ostschweiz an und stellt zwölf hiesige Archive vor. Ist ein solches Buch noch zeitgemäss? Die Frage führt unweigerlich zum Gross-Thema Digitalisierung: Wie bleibt das fotografische Gestern zugänglich für morgen?

Die weitherum und mit Selbstverständlichkeit geführte Debatte täuscht über das Nicht-Selbstverständliche hinweg: Sich mit Archiven herumzuschlagen ist ein Privileg, Folge einer nicht-nomadischen Lebensweise und einer langen Phase des Friedens. So kann gehortet und rekonstruiert werden, nichts ist im Krieg verbrannt oder musste zurückgelassen werden. Das Wesen des physischen Archivs ist dem der Migration entgegengesetzt. Und es ist Inbegriff von Definitionsmacht: Wer entscheidet, was wert ist, archiviert zu werden? Nach welchen Kriterien wird gesammelt, wie gewichtet und geordnet?

Archive bleiben stets subjektiv und fragmentarisch – und so sind auch die Zugänge in diesem Heft. Die Fotografen Claudio Baeggli und Sebastian Stadler reden über ihre zuällig ergatterten Beutestücke; Claudio Bucher hat die in einem Schliessfach der UBS wartende Geschichte über den Maler Herbert Boeckl und seine Geliebte Marcile gefunden. Im planlosen Sammeln verstecken sich Überraschungen, wie sie der Historiker Stefan Keller sucht. Und die Fotografin Katalin Deér hört im Echo des Archivs die Gegenwart.

Punktum: Saiten schafft selber «Ordnung», hat für einmal Bild und Text getrennt und fügt zusammen, was zusammengehören könnte. Das ungewohnte Erscheinungsbild dieser Ausgabe lehnt sich an alte Publikationen an, bei denen aus technischen Gründen die Bilder in der Mitte versammelt waren. Es ist aber auch inspiriert durch Künstler wie den Hamburger Peter Piller, der in seinen Arbeiten mit vorgefundenen Bildern das Banale multipliziert, bis sich das Besondere zeigt. Auf zum fröhlichen Bilderfinden in der ordentlichen Unordnung!

 

DER INHALT:

Reaktionen

Positionen
Blickwinkel von Sebastian Stadler
Redeplatz mit Fred Kurer
Einspruch von Greenpeace
Stadtpunkt von Dani Fels
Hört, hört I+II
Stimmrecht von Leyla Kanyare

Perspektiven
Flaschenpost: St.Petersburg von Lika Nüssli
Appenzell Ausserrhoden
Winterthur
Toggenburg
Rheintal

Report
Die Wartende.
von Claudio Bucher

 

FOTOARCHIVE

Von Daguerreotypie bis Instagram.
Historische Fotoarchive heute.
von Peter Surber

Bilderbeute.
Die Fotografen Stadler und Baeggli im Gespräch.
von Katharina Flieger

Die Wucht des Belanglosen.
Peter Piller im Fotomuseum Winterthur.
von Krisn Schmidt

Archiv-Echo.
Wieder-Fotografieren mit eigenem Blick.
von Katalin Deér

Tausend Schnipsel.
Eine Geschichte.
von Corinne Riedener

Saiten-Fotografen und ihre Archive.

Bildlegenden

 

Theater
Theater im Erschöpfungsfuror.
Auszug aus Krik des  Theaters.
von Bernd Stegemann

Literatur
Die Leistungen des Niggli-Verlags.
von Eva Bachmann

Neue Bücher aus dem O“.
von Florian Vetsch

Film
Marcel Gislers Elec„oboy.
von Andreas Kneubühler

Kunst
Lebendes Design-Archiv.
von Peter Surber

Musik
Gutes vom Stern.
von Felix Michael Grieder

Weiss auf schwarz
Joachim Ringelnatz

Abgesang
Kellers Geschichten
Bureau Elmiger
Boulevard

 

Manuel Stahlberger zeichnet den Dezember-Comic.

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