, 9. November 2012
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Ein Törgga für Spirig

«Was hat sie da in der Hand?» fragt mein Sitznachbar an der Preisverleihung des «Goldigen Törgga» im Kulturraum Jung Rhy in Altstätten. «Einen Maiskolben. Das ist jetzt eben der Törgga.» Der Name des ersten Kulturpreises für Rheintaler Kulturschaffende hat einige längere Diskussionen bereits hinter sich, und wird wohl noch einige nach sich ziehen. «Ein kräftiger, […]

«Was hat sie da in der Hand?» fragt mein Sitznachbar an der Preisverleihung des «Goldigen Törgga» im Kulturraum Jung Rhy in Altstätten.
«Einen Maiskolben. Das ist jetzt eben der Törgga.»

Der Name des ersten Kulturpreises für Rheintaler Kulturschaffende hat einige längere Diskussionen bereits hinter sich, und wird wohl noch einige nach sich ziehen.
«Ein kräftiger, stürmischer Name» wollte die Rheintaler Kulturstiftung erklärte die Gemeindepräsidentin aus Widnau und Präsidentin der Stiftung, Christa Köppel, bei ihrer Ansprache. An einer Sitzung hätten sie ihn dann gefunden, den  Namen: «der goldige Pföah». Bloss, wie schreibt sich das Ding? Also haben sie Rat gesucht bei der Dialekt-Geschichtensammlerin Berta Thurnheer. Nur hat diese gleich abgewinkt. Der mache doch einigen Leuten Kopfweh, der Föhn. Ob sie nicht lieber von dem Namen absehen wollen.

Bei der zweiten Idee, dem «Goldige Törgga», blieb die Kulturstiftung dann. Der drückt was Reifes aus. Josef Ebnöthers Einwände, «der Name sei zu wenig international, das verstehe ja keiner  von ausserhalb», die will Köppel noch nicht zählen lassen. Erst einmal wollen sie mit dem Preis in der Deutschschweiz bekannt werden. – Mein ratloser Sitznachbar stammt aus Basel.

Türken heisst im Rheintal Mais – aber nicht nur hier. Der Name ist viel  internationaler, als von Ebnöther und Köppel wohl gedacht. Auch die Österreicher, von Tirol bis in den Vorarlberg, sagen dem Mais Türken (eine Wiki-Schnellbleiche dazu unter Benennung).

Ob das politisch einwandfrei ist? Die Wahl der ersten Preisträgerin ist es jedenfalls. Ausgezeichnet wurde Jolanda Spirig, die unermüdliche, stille Schafferin, die sich beständig den Frauen annimmt. Von Frauen zweiter Klasse, die keine Rechte aber viele Pflichten besassen, die schafften und schafften und kaum je Anerkennung, geschweige denn einen gesellschaftlich akzeptablen Stand erhielten – von ihnen handeln ihre Bücher. Das neuste von ihr, «Schürzennäherinnen» ist eben erschienen. Wir haben es im November-«Saiten» besprochen). Kathrin Hilber trägt freudig die Laudatio vor, vielleicht mit ein bisschen zu viel Elan gar, die gestandene Rednerin verhaspelt sich mehrfach.

«Valley of Chances» heisst das letzte Lied, dass die Brüder Lenzin, die für den musikalischen Teil des Abends sorgten, vor der Preisübergabe spielten. Köppel reagiert augenblicklich: «Da hätten wir unsere Internationalität!» Joseph Ebnöther in der ersten Reihe biegt lachend seine Augen zu Halbmonden und zeigt seine Zahnlücke.

Die ehemalige Kirche ist voll mit Leuten. «Das gibt mir Boden» freut sich die wache Spirig und nimmt den gebratenen Maiskolben und das goldene Couvert mit den 15‘000 Franken Preisgeld entgegen. Egal ob der Name des Rheintaler Kulturpreises nun ein guter Griff war oder nicht – gut platziert ist er jedenfalls.

 

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