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Lachen, Lust und List
40 Jahre Punk wird auch in St.Gallen gefeiert – mit einem Konzert in der Grabenhalle und einer Ausstellung mit Afterparty in der Torpedo-Bar. von Pius Frey

The Lurkers: am 18. November in der Grabenhalle. (Bild: John Bolleten)
Fast von Beginn an war die Ostschweiz, ja die ganze Bodenseeregion dabei: Punk schlug ein. Punk wirkte auch hier. An diversen Orten, wie dem Zabi, dem Moscht-Club, in leerstehenden Häusern oder irgendwo privat ging Punk ab. Nicht nur auf Platte und auf Papier. Etliche Punkformationen entstanden. Fanzines schossen aus dem Boden. Es wurde wild geübt, und der neue, ungeschliffene Sound wurde unters Volk gebracht.
Die dann wirkende 80er-Bewegung («Bewegig») hatte viele Berührungspunkte zu Punk. Es ging um Kreativität, um den Mut, selber was zu machen, um Kampf für Freiräume, eigene Mode, mehr Frauen an den Musikinstrumenten und mit ihren Stimmen. Unzählige freche Bands mischten die Szene auf.
Mittendrin: die Grabenhalle
Dazu wurde schon einiges geschrieben und erzählt. Das Buch Hot Love – Swiss Punk & Wave 1976–1980 von Lurker Grand, erschienen zum 30-jährigen Punk-Jubiläum, gibt einen guten Blick auf und in die Szene.
40 Years of Punk:
16. 11.: Hirscheneck Basel
17. 11.: Eldorado Biel
18. 11.: Grabenhalle SG
19. 11.: Galvanik Zug
Für Punk-Musik war die Grabenhalle von Anfang an ein wichtiger Ort. In- und ausländische Bands traten auf. Die Szene traf sich, und manchmal gab es regelrechte Saalschlachten. Denn auch Punk-Feinde fanden sich ein. Rechtsgedrehte Skins wie auch aufgedrehte Landburschen und -mädels sorgten für einigen Ärger.
Doch jetzt feiern wir 40 Jahre Punk. Einige Bücher zum Thema sind herausgekommen. Romane, Lebensberichte, Bildbände, Einträge in die Punk-Geschichte. Artikel von doof bis erleuchtend füllten und füllen die Spalten. Interviews und Analysen kommen dazu. Und verschiedene Ausstellungen.
Programm in St.Gallen:
Vorwärts, Tüchel und The Lurkers, 21 Uhr.
Torpedo Bar ab 18 Uhr: Ramones-Foto-Ausstellung
in Anwesenheit von George DuBose und aller Bandmitglieder. Afterparty bis 3 Uhr: DJ Lurker legt Swisspunk auf, DJ Mani Punkklassiker.
grabenhalle.ch, swisspunk.ch
Im Jubiläumsjahr von Punk starb Marlene Marder. Eine Frau, die Punk radikal lebte. Marder war Gitarristin bei den legendären, über die Landesgrenzen bekannten Kleenex, Liliput und anderen Bands. Sie war einer Szene verbunden, bei der vom Punk her einiges entstand, neue künstlerische Ausdrücke und Formen. Denken wir nur an Fischli/Weiss oder Marders Musikkollegin, die Künstlerin Klaudia Schifferle. Und die Geschichte geht weiter. Bei Punk geht es nicht einfach nur um Musik. Es geht auch um menschliches Leben, um Schalk, ums Lachen, um Lust und List.
Es soll wieder mal krachen
Nebst all dem gehört natürlich ein ordentliches Punk-Fest in der Grabenhalle dazu. Der unermüdliche Lurker, Aktivist, Fanzine- Macher, Buchautor, Ausstellungsmensch und Vinyl-«Nachpresser» hat einiges auf die Beine gestellt. So wird 40 Jahre Punk auch in anderen Städten gebührend abgefeiert. Mit verschiedenen Bands, aber auch mit Fotoausstellungen.
Headliner jedes Abends sind The Lurkers aus England. Sie sind wahre Veteranen und seit 40 Jahren dabei. Sie spielen melodischen Punkrock mit sozialkritischen und spassigen Texten oder Geschichten aus ihrem Alltag.
Vorwärts aus Basel sind auch an allen vier Abenden gesetzt. In Biel treten noch die Animal Boys auf, eine Ramones-Coverband, in Zug die Delliahs’77 und in St.Gallen die geliebten Tüchel.
Es soll wieder mal richtig krachen.