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The Gipsy from Santa Rufina
Devendra’s Soulmate: Der italienische Songwriter und Vollzeitreisende Gipsy Rufina macht am Wochenende für drei Konzerte halt in der Ostschweiz, heute spielt er in Konstanz.

Der «Outlaw Troubadour» chillts mal.
Und plötzlich stand er am Tresen. «Hello, i’m Gipsy», stellte sich der bärtige Mensch mit Gitarre vor, leicht amüsiert, leicht verwirrt über die Situation. Gipsy Rufina sollte nämlich an jenem Abend ein Konzert spielen in der Café Bar La Buena Onda an der Lämmlisbrunnenstrasse, diese war aber darauf nicht vorbereitet. Zum einzigen Mal in den acht Jahren Beizengeschiche wurde ein Termin schlichtweg vergessen.
Tausend Entschuldigungen wurden panisch ausgesprochen, sofort Essen organisiert um das peinliche Versäumnis wieder gut zu machen. Gipsy grinste sich was und tat darauf, was er am besten kann: Er spielte ein saugeiles Konzi. Und es sollte nicht das letzte sein.
Gipsy Rufina ist das, was man «einen Charakter» nennt, beschreibt sich selbst als «Outlaw Troubadour» und stammt aus irgendwelchen Bergen im Zentrum Italiens. Wobei man bei solchen Menschen fragen könnte, ob sie überhaupt «stammen».
Er selbst beschreibt das wie folgt: «Gipsy wünschte sich zu sehen, was hinter den Bergen war. Hinter den Bergen war Rom, wo Gipsy in verschiedenen Bands der 90er Punk-Hardcore-Szene spielte. Bald aber wurde Rom zu klein. Und er wollte sehen, was auf der anderen Seite des Ozeans war. Einmal auf der anderen Seite des Ozeans angekommen, machte es Sinn, die Staaten mit einem Greyhound zu durchqueren, in Chicago zu beginnen, Songs zu schreiben, auf einer akustischen Gitarre klimpernd, die er für zehn Shtutz kaufte».
2004 begann er schliesslich in Köln Gigs zu spielen. Dies tut er seither. Etwas mehr als zehn Jahre ist der Songwriter nun on the road, bereiste mehr als 30 Länder in Europa und Südamerika mit seiner stahlbesaiteten Klampfe, mal mit Banjo oder Ukulele, seinen Songs und seinem währschaften Bart. «Spielen kommt jeweils als letztes dran, eigentlich bin ich ein Truckdriver», erklärt er gegenüber «Balcony TV» im Hamburger Kiez, bevor er ein Lied über die Jagd performt – sein Vater war Jäger, er nicht.
Mittlerweile hat er vier Alben aufgenommen, aber das Herzstück des Fahrenden aus Santa Rufina ist die Tour, das durchqueren von Landschaften, kleineren und grösseren Städten, Kneipen, Knellen, Absteigen und anderen Bühnen. Seine Songs haben die Ungezwungenheit von Punk, sind irgendwie queer und bodenständig zugleich, begleitet von einem schönen Fingerpicking ohne Profilierungsneurose. Wo er ist, ist er – gewissermassen ein unablässig Werdender.
Und schliesslich hat Gipsy Rufina auch bei der Tourneeplanung ein gutes Händchen für die schönen Orte mit piratischem Ambiente: Heute Abend singt er im Klimperkasten Konstanz, morgen Freitag in der Bar ohne Namen, Samstag im Rümpeltum und am Montag im wunderbaren Portier in Winterthur.