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Alle ins Boot!
Jawohl, St.Gallen hat jetzt auch ein junges, queerfeministisches Kollektiv. Diesen Donnerstag sind die Berthas* zu Gast am Saiten-Schalter und eröffnen eine temporäre Fachstelle.

Bilder: Berthas*
Begonnen hat alles im Rümpeltum an einem Konzert der queerfeministischen Punkband Respect My Fist. Da ist einmal mehr aufgefallen, wie sehr die kulturellen Bühnen St.Gallens von Männern dominiert werden. «Das stört», befanden ein paar junge Frauen und wollten daraufhin ihre eigene Band gründen, um die hiesige Kulturszene feministisch zu politisieren.
Schnell war aber klar: Die Clique hat nicht wirklich Bock darauf, ein Instrument zu spielen, also wurde nach einer zweitägigen «Klausurtagung» auf dem Land aus der Band eine Bertha*.
Warum der Stern? Weil Bertha nicht unbedingt Brüste haben muss, sondern alle miteinschliesst, die sich in irgendeiner Form als Frau definieren, verstehen oder von anderen in diese Schublade gesteckt werden. Bertha* versucht nicht, sich von bestehenden Formen des Feminismus abzugrenzen. Sie kann butchy sein und gleichzeitig Nagellack tragen. Bertha will heute Kampfsport machen und morgen eine pastellfarbene Decke häkeln und Telenovelas schauen.

Temporäre Fachstelle für performative Exploration von Geschlechterdevianzen: 15. Februar, 18:30 Uhr, Saiten-Schalter im Konsulat an der Frongartenstrasse 9 in St.Gallen
Und Bertha hat einen Podcast. In der ersten Folge heisst es: «Wir sind Bertha*. Ein queerfeministisches Kollektiv voller Ideen und Tatendrang. Wir wollen, dass Feminismus nicht nur ein flüchtiges Modewort ist, sondern seine nachhaltige politische Substanz erhält. Wir fordern Konfrontation und Reflexion sowie die Befreiung von patriarchalen und sexistischen Strukturen, die uns einengen und blockieren. Wir stellen uns gegen alle Formen sexistischer Diskriminierung, Unterdrückung und Gewalt. Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der sich jede Person fei entfalten kann. Wir beginnen da, wo die Komfortzone aufhört. Wir sprechen das aus, wofür die Worte fehlen. Nein, wir sind nicht still – wir sind Bertha*.»
Unsere Gruppe ist offen, sagen die Berthas*. «Nicht wir sind Bertha, wir alle zusammen werden Bertha. Es sollen noch möglichst viele andere ins Boot kommen, das ist unser Ziel.» Um dem ein Stück näher zu kommen, haben die Berthas am 20. Januar eine erste, offene Sitzung anberaumt – und können bereits erste Neuzugänge verzeichnen.
Wer sie ebenfalls kennenlernen will, es aber unverbindlicher mag, kann sich am 17. Februar im Schwarzen Engel, wo die Berthas* zum grossen Dance-Off laden, einen Cocktail gönnen. Oder zwei Tage vorher am Schalter an der Frongartenstrasse: Ab 18:30 Uhr mischen die Berthas* die ehemaligen Büros der italienischen Konsuln auf und eröffnen eine «temporäre Fachstelle für performative Exploration von Geschlechterdevianzen».
Was genau die Berthas* an diesem Abend tun, sei hier noch nicht verraten. Nur so viel: Der Weg vom Ist- in den Soll- Zustand ist sehr bürokratisch.