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Junge Götter in der Lokremise
Zum Auftakt der Standortförderungskampagne «IT St.Gallen rockt» spielten am Mittwoch The Young Gods in der Lokremise. Im Vorfeld hatte die finanzielle Beteiligung der städtischen Standortförderung für Wirbel gesorgt. Der hauseigene Saiten-IT-Nerd Manuel Märklin war dabei.

Der öffentliche Networking-Anlass der IT-Branche versprach in mehrfacher Hinsicht spannend zu werden. Nur schon die Headliner: The Young Gods sind keine Unbekannten. Letztes Jahr ist die Band im Sittertobel aufgetreten, zwei Jahre zuvor am Kulturfestival im Stadtpark und früher in der Grabenhalle – eine der ganz wenigen Schweizer Bands mit internationaler Ausstrahlung. Bekannte Namen, unter anderem David Bowie, Trent Reznor (Nine Inch Nails) oder Mike Patton (Faith no More) bekennen, von den Westschweizern beeinflusst worden zu sein. Trotzdem; ausserhalb der Szene dürften The Young Gods kaum bekannt sein.
Ein für hiesige Verhältnisse gut gemischtes Publikum aus Fans, Musikinteressierten und natürlich IT-Leuten bevölkerte den Theatersaal der Lokremise. Wie angekündigt spielen The Young Gods Songs aus ihrer Frühphase, also aus der zweiten Hälfte der 80er. Die energiegeladene Show folgt bekannten Mustern, entwickelt dabei aber eine ungeheure Energie. Käme die Band aus UK oder USA, sie würde wohl Stadien füllen.
Auf der Bühne stehen aber drei Schweizer mittleren Alters, die weitgehend auf Theatralik verzichten und ein hochpräzises Konzert spielen. Die Eingefleischten vorne an der Bühne bedanken sich euphorisch und auch in den hinteren Reihen wird fleissig zugehört, mitgewippt und applaudiert. Dementsprechend leer blieb die extra hergerichtete Erholungszone für alle jene, denen das Ganze zu laut sein könnte. Nach zwei Zugaben und viel Händeschütteln verabschieden sich die Westschweizer von der Bühne, das sichtlich zufriedene Publikum verlässt den Saal und wendet sich – wie beabsichtigt – dem sozialen Teil des Abends zu.
Die Lokremise hat sich als passendes Lokal für dieses dezibelstarke Konzert erwiesen, denn der Industrie- und Betonchic der Theaterhalle bildet den idealen Rahmen für eine Industrial Band. Auch an der Akustik gibt es nichts zu mäkeln.
Bleibt abzuwarten, ob andere Veranstalter diesen Faden aufnehmen und ob neben dem Theaterbetrieb eine solche Nutzung vermehrt möglich wäre. Vielleicht wäre das sogar ein «vierter Weg» für die Reithallen-Initiative.
Ungelöst bleibt die Frage nach dem Engagement der Stadt bei dieser Kampagne. Unter dem Titel «Standortförderung» unterstützen die Steuerzahlenden einen Verein, dessen Mitglieder Millionengewinne erwirtschaften und der auf diese Mitfinanzierung eigentlich nicht angewiesen ist – verglichen mit anderen.
Nüchtern betrachtet dürfte den beteiligten IT-Firmen klar sein, dass sich mit den eingesetzten 500’000 Franken ihre Rekrutierungsprobleme wohl kaum entschärfen werden. Solange privates Geld betroffen ist, ist das einerlei. Fliessen jedoch öffentliche Gelder, wird es politisch. Hier ist das Stadtparlament gefordert.