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Neustart für den Unicampus Platztor
Schon bei der Jurierung des Architekturwettbewerbs zum St.Galler Unicampus am Platztor tauchten kritische Punkte auf. Nach zweieinhalb Jahren Überarbeitung ziehen Kanton und HSG nun die Notbremse. Ein neuer Wettbewerb soll es richten.

Hier soll der Platztor-Campus zu stehen kommen. (Bild: co)
Es war ein offener Architekturwettbewerb für den künftigen HSG-Campus am Platztor am Rande der St.Galler Altstadt, an dem 59 Büros teilgenommen hatten. Die Aufgabenstellung sei «äussert komplex» gewesen, schrieb die Jury nach der Sichtung der Eingaben damals. Und sie war trotz unterschiedlichster Vorschläge enttäuscht: «Kein einziger der 59 Wettbewerbsbeiträge habe die Aufgabe in allen Bereichen überzeugend lösen» können.
Sie schickte deshalb drei Projekte in die Überarbeitung. Doch auch danach blieben Bedenken: Die Kritiken und Wünsche seien auch in der zweiten Phase nur teilweise umgesetzt worden. Und wieder betonte das Preisgericht, die schwierige Aufgabenstellung und räumte ein, dass dies den teilweise widersprechenden Anforderungen geschuldet sei. Es empfahl deshalb eine Begleitung für die nächsten Planungsschritte durch eine Delegation der Jury.
Kritik gab es am Projekt aber nicht nur vom Fachgremium. Das grosse, kaum gegliederte Volumen direkt am Altstadtrand wurde städtebaulich kritisiert. Doch die HSG – so hiess es – habe hier ein Zeichen setzen wollen und Projekte, die stärker aufgegliederte Volumen vorschlugen und damit ein Stück Stadt weiterbauen wollten, abgelehnt. Das Projekt hiess «Haus im Park», doch die übriggebliebenen Freiflächen entlang der St.Jakobstrasse und auf der Hangseite zur Böcklinstrasse waren nur ein Mini-Park.
Die Jury verlangte ihrerseits eine ganze Reihe von Korrekturen: Die vorgeschlagene Glasfassade sollte überarbeitet werden, die Eingangssituationen und die Belichtung der Räume über den Innenhof seien zu verbessern, die Gebäudetechnik sei so zu optimieren, damit eine Zertifizierung möglich wird. Auch die Gestaltung der Umgebung sei zu überarbeiten und die Organisation der Räume sei an die Bedürfnisse der Uni anzupassen. Und schliesslich sei die Höhe des Gebäudes zu überprüfen. Insgesamt aber vermittle das Projekt eine klare und präzise Botschaft, so die Jury. Es stehe für eine offene und transparente, in die Zukunft schauende Institution.
Welche der vielen Forderungen bereits weiterbearbeitet worden waren, schilderten die Mitarbeiter des Hochbauamtes im Januar dieses Jahres anlässlich einer Information, die sich hauptsächlich an die Quartierbewohner:innen richtete.
Markant verändert war bereits die Glasfassade, die nun hinter Sonnenschutzlamellen verschwand. Und der Neubau sollte um ein Geschoss reduziert werden, denn die Planung zeigte, dass das Erdgeschoss von einem zu tiefen Niveaupunkt aus geplant waren. Hätte man alle Geschosse realisieren wollen, wäre man aber über die baurechtlich erlaubte Höhe hinausgeraten. Als Kompensation wollte man mehr Räume in den Hang hinein bauen. Der Architekt, so wurde an jener Veranstaltung des kantonalen Hochbauamtes betont, sei bei der Überarbeitung mit an Bord.
Doch nun kommt der Übungsabbruch. Die Jury habe einstimmig festgestellt, dass das Projekt bei der Überarbeitung «im Vergleich zum Wettbewerbsentwurf stark an räumlichen und gestalterischen Qualitäten verloren» habe. Und sie zweifle daran, «dass sich die Mängel nach zwei Jahren Arbeit noch beheben lassen».
Falls die Regierung nun den beantragten Übungsabbruch beschliesst – der Entscheid steht noch aus –, will der Kanton das Projekt neu ausschreiben. Diesmal allerdings nicht mehr in einem für alle Büros offenen Architekturwettbewerb, denn dieses Vorgehen habe sich nicht als zielführend erwiesen. Für den Neustart werde man Architekturbüros mit entsprechenden Referenzprojekten auswählen.
Ein neuer Wettbewerb sei auch nötig, weil das zweitplatzierte Projekt ähnliche Probleme aufweise und das drittplatzierte Projekt könne aus beschaffungsrechtlichen Gründen nicht weiterverfolgt werden. Die Kosten für den Übungsabbruch und für die beabsichtigte Neuausschreibung betragen 2,5 Millionen Franken. Dies entspricht – so beruhigt der Kanton die Steuerzahler:innen – nur rund 1,5 Prozent der Baukosten. Der 160 Millionen-Franken Kredit, den die Stimmberechtigten 2019 bewilligten, könne auch bei einem neuen Projekt eingehalten werden.