, 22. Februar 2023
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Solides Debüt eines alten Szenehasen

Einst hat Simon Winiger als Leadsänger und Bassist mit seiner Toggenburger Groove-Combo Starch das «Haus zur Rose» im ausserrhodischen Stein bewohnt und bespielt. Jetzt ist mit Sculptures seine erste Soloplatte erschienen.

Obwohl Starch in erster Linie eine regionale Grösse waren, haben sie ihre Konzerte auch ans Jazz Festival in Montreux und durch ganz Europa und sogar darüber hinaus geführt. Später hat sich Winiger als Live- und Sessionmusiker in den Dienst der grossen Namen des Schweizer Pop gestellt: Lange war er etwa mit Marc Sway unterwegs, hat sich zeitweise wöchentlich mit ihm zum Songwriting getroffen, und zuletzt auch bei Blay mitgewirkt, dem Feature von Bligg und Marc Sway.

Winiger spielte unter anderem auch mit Dabu Fantastic, Müslüm, Steff La Chef und Lunik oder Altmeister:innen wie Sina, Vera Kaa, Lyss Assia oder Herbert Grönemeyer. Man glaubt beinah, er sei sich für nichts zu schade, wenn dann noch Namen wie 77 Bombay Street oder Lo & Leduc in seinen Credits gelistet sind.

Simon Winiger, so viel ist sicher, ist ein absoluter Profi mit mehr als beachtlichem Leistungsausweis, ein Vollblut-Musiker, der noch immer an der Kanti Wattwil unterrichtet und gleichzeitig bei den Stars der Schweizer-Szene den Ruf als kreativer und äusserst angenehmer Kollege geniesst. Höchste Zeit also, würde man meinen, dass er endlich aus deren Schatten tritt und sich künstlerisch emanzipiert.

Gerade für Bassisten ist das nicht unbedingt ein leichtes Unterfangen. Zum Glück hat Winiger den Mut dazu gefunden und als Johnny Simon (warum eigentlich dieser Name?) mit seiner ersten Soloplatte Sculptures ein äusserst solides, persönliches Folk-Pop-Album vorgelegt.

Johnny Simon: Sculptures. Erschienen im Januar auf Vinyl und online.

Live:

24. Februar, Kulturkoller Winterthur, feat. Ginger & The Alchemists (solo)

25. Februar, Treppenhaus Rorschach, feat. Riana

johnnysimon.net

Dass ihm dieser Schritt nicht nur leichtfiel, belegt schon der Umstand, dass es fast ein Jahrzehnt dauerte, bis er seine Gedanken und Gefühle während eines Rom-Aufenthaltes 2014 endlich auf Platte gepresst hat. Das Resultat wirkt deswegen nicht verkrampft, sondern eher gut gereift. Sculptures klingt schön, aber nicht gefällig über Gebühr. Dazu tragen vor allem die fein eingestreuten ungewöhnlichen Harmoniefolgen sowie die Stadtgeräusch-Schnipsel bei, die Winiger damals in Rom aufgenommen und zu feinen Beats zusammengeschnitten hat.

Ohnehin ist Sculptures handwerklich geglückt: Gesang, Gitarre, Piano, Bass, Trompete, Mundharmonika – alles hat Winiger selber eingespielt. Man hört in jedem Takt, dass da einer am Werk ist, der weiss, was er tut – und der es gerade darum nicht nötig hat, sich unnötig aufzuplustern.

 

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